12. Eine Stimme in der Wüste
Siehe ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.“ Die Stimme eines Rufenden in der Wüste: „Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade eben!“
Markus 1,2-3
Zu der Zeit als das größte Ereignis der Weltgeschichte geschehen sollte, hatten sich endlich alle Bedingungen dafür und für die darauf aufbauenden Begebenheiten erfüllt. Der Messias konnte nur im jüdischen Volk und darüber hinaus nur im Land Israel geboren werden. Das hatten die Verheißungen an Abraham, König David und andere von vorne herein festgelegt. Denn der Messias musste in den Wegen Gottes erzogen werden und die Menschen mussten seine Lehren verstehen können, weil sie im vielem auf den alttestamentlichen Schriften beruhte. Also mussten die Juden zu dieser Zeit im eigenen Land leben, und genau das war auch der Fall. Ein Teil kehrte aus dem Babylonischen Exil zurück. Dann musste nach seinem Tod und seiner Auferstehung die Frohe Botschaft in aller Welt verbreitet werden. Zugleich mussten Juden in der Zerstreuung leben, damit in der gesamten Welt eine Basis für christliche Gemeinden entstehen konnte. Günstigerweise musste es ein Großreich geben, in dem man problemlos reiste, mit einer einheitlichen Sprache, die alle verstehen konnten, gut ausgebauten Straßennetzen, mit der Möglichkeit von Schiffsreisen und einem religiös vorbereiteten Boden. Am Ende war es das Römische Reich, das diese Bedingungen erfüllte, sowie Griechisch als Verkehrssprache. Der Messias musste von Juden wie Nichtjuden erwartet werden und genau jetzt waren die Messiashoffnungen größer als je zuvor.
Und noch eine Bedingung sollte erfüllt werden: Ein neuer Elia musste hervorgehen und den Messias ankündigen. Maleachi, der letzte alttestamentliche Prophet, bevor Gott 400 Jahre schwieg, schrieb:
„Siehe ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt. Und er wird das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder wieder ihren Vätern zuwenden.“
Danach sollte Jahwe persönlich kommen.
Und hier beginnt die Geschichte:
Der Priester Zacharias, ein sehr gottesfürchtiger Mann, war an bestimmten Tagen im Jahr für den Tempeldienst eingeteilt. Ansonsten lebte er nicht in Jerusalem, sondern an einem anderen Ort in Judäa. Er und seine Frau Elisabeth waren schon älter und konnten keine Kinder bekommen.
Im Heiligen des Herodianischen Tempels kam Zacharias seiner Aufgabe nach, auf dem Räucheraltar Weihrauch zu verbrennen. Draußen wartete eine Menschenmenge auf ihn und betete. Als der Rauch aufstieg und an die Gebete des Volkes Gottes erinnerte, wurde Zacharias bewusst, dass er nicht mehr allein war. Ein Engel, ein Bote Gottes, erschien plötzlich vor ihm. Niemand sonst war außer ihm im Tempel gewesen. Zacharias bekam Angst und wollte das Weite suchen.
Doch der Mann in weißen Kleidern sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an. Und viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott zurückführen. Und er wird vor ihm hergehen, im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Nun, Zacharias reagierte nur allzu menschlich. Er war schon alt, seine Frau unfruchtbar. Er machte sich keine Hoffnungen mehr auf einen Nachkommen.
Er fragte: „Wie kann das denn geschehen? Noch in meiner Lage?“
Der Engel nannte seinen Namen. Es war Gabriel, der zum letzten Mal nachweislich dem Propheten Daniel erschienen war, zur Zeit des Babylonischen und später des Persischen Reiches. Wenn er jetzt zu diesem Zeitpunkt erschien, musste etwas Besonderes bevorstehen. Zacharias kannte die Schriften nur allzu gut, wen der Engel meinte, dass er die Kraft des Elia haben sollte. Dies konnte nur der Wegbereiter des Messias sein.
Gabriel kündigte Zacharias Strafe für seinen Unglauben an. Der Priester sollte stumm bleiben bis an den Tag, wo die Vorhersage in Erfüllung ging.
Als Zacharias das Tempelgebäude verließ und auf den Vorhof trat warteten die Menschen schon auf hin. Sie fragten sich ernsthaft, warum er so lange brauchte. Als sie sich an seine Lippen hefteten und eine Rede von ihm wünschten, konnte er nicht sprechen. Stattdessen winkte er ihnen zu.
Nach dieser Zeit kam er nach Hause. Damit seine Frau Elisabeth wusste, warum er nicht sprechen konnte, schrieb er ihr eine Nachricht auf eine Wachstafel. Sie freute sich über die Nachricht, dass sie ein Kind bekommen sollte. Nach einigen Wochen bewahrheitete sich alles und es war nicht mehr zu leugnen, dass sie tatsächlich schwanger war. Elisabeth war glücklich, dass ihre Kinderlosigkeit, damals eine schmachvolle Angelegenheit, zu Ende ging.
In der Zwischenzeit kam der Engel Gabriel zu einer anderen Frau und kündigte die Geburt eines anderen Kindes an. Diese Frau kam zu ihrer Verwandten Elisabeth, um die freudige Nachricht zu überbringen.
Als Maria das Haus des Zacharias betrat und Elisabeth begrüßte, hüpfte das Kind in Elisabeths Körper. Elisabeth sprach prophetisch und erkannte, dass die künftige Mutter des Messias zu ihr kam. Maria blieb drei Monate bei ihrer Verwandten, bis sie heimkehrte.
Schließlich wurde der Wegbereiter geboren. Am Tag der Beschneidung gab es ein großes Fest, wo üblicherweise das Neugeborene einen Namen erhielt. Die Nachbarn und Verwandten wollten das Kind Zacharias junior nennen, aber Elisabeth widersprach. Das Kind sollte Johannes heißen. Alle wunderten sich über den Namen, den es in der Verwandtschaft gar nicht gab. Aus Mangel an Alternativen wurde Zacharias befragt und antwortete schriftlich: „Er soll Johannes heißen.“ Von dem Augenblick an konnte er wieder sprechen. Diese Geschichte wurde in der ganzen Gegend bekannt und alle lobten Gott. Große Hoffnungen ruhten auf dem Neugeborenen. Zacharias pries Gott mit einem Gedicht, bzw. Lied, das man auch Benediktum nennt.
Später hörten Zacharias und Elisabeth, dass Marias Kind in Bethlehem geboren wurde. Dann kamen Nachrichten, dass die Familie nach Ägypten fliehen musste. Die letzten Informationen kamen aus Nazareth, wo sie nach der Rückkehr unterkamen.
Der Junge Johannes war schon früh ein begabter Junge, den Zacharias in den Wegen Gottes unterrichtete. Eines Tages ließ er sich in der Wüste nieder, um dort Gott näher zu sein. Dort lebte er das Leben eines Eremiten, trug Felle und aß Heuschrecken und Honig. Er sammelte junge Männer um sich, die er unterrichtete. Und dann ging er eines Tages an den Jordan und begann die Menschen zur Umkehr zu rufen, weil der Messias erscheinen sollte.
Menschenmassen kamen und ließen sich taufen. Er nannte die Schriftgelehrten „Schlangenbrut“. Er ermahnte Zöllner und Soldaten und gab ihnen Anweisungen. Er taufte unzählige Menschen, die ihre Schuld bereuten. Und dann kam der Messias, er sah aus wie ein gewöhnlicher Mensch, auch er wollte sich taufen lassen. Johannes wehrte ab, doch Jesus wollte diesen Schritt gehen. Da kam der Heilige Geist auf Jesus hinab und Gott selbst bekannte sich zu seinem Sohn. Johannes bekannte: „Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“
Johannes zog immer noch Menschen an, doch mittlerweile sammelten Jesus sich mehr um Jesus. Die Johannesjünger Andreas und Johannes folgten Jesus nach. Dann kam der Augenblick, wo Johannes Herodes Antipas kritisierte, weil der seinem Bruder die Frau weggenommen hatte. Bei einer Intrige tanzte Salome, die Stieftochter des Herodes, vor ihm und forderte Johannes Kopf. Nach dem Historiker Flavius Josephus wurde Johannes der Täufer in der Festung Machärus im heutigen Jordanien ermordet. Damit starb der letzte alttestamentliche Prophet. Seine Mission war beendet, doch der, der nach ihm kam, war größer als er. Und dieser Mann, Jesus der Messias, versöhnte die Menschen wieder mit Gott. Und genau an ihn erinnern wir uns an Weihnachten.
13. Marias Sohn
Weiter redete der Herr zu Ahas und sprach:
Erbitte ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott;
Erbitte es in der Tiefe oder droben in der Höhe!
Da antwortete Ahas; Ich will nichts erbitten,
damit ich den Herrn nicht versuche!
Darauf sprach Jesaja: Höre doch, Haus Davids!
Ist es euch nicht genug, dass ihr Menschen ermüdet,
müsst ihr auch meinen Gott ermüden
Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben:
Siehe die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären
und wird ihm den Namen Immanuel geben.
Jesaja 7, 10-14
Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten geredet hat, der spricht:
Siehe die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben; das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Matthäus 2,22
Gut, dass ich Gelegenheit bekomme meine Geschichte zu erzählen. Ich bin Hulda, die Ziege von Maria. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es zu meckern. Nein, Scherz beiseite. Maria ist eine gute Seele von Person, die sich für andere Menschen einsetzt. Auch für Tiere wie mich hat sie ein Herz. Ich mag sie wirklich sehr. Ab und zu führt sie mich mal auf eine grüne Wiese, wo es frisches Gras gibt. Und dann gehen wir nach Hause zurück. Sie wohnt nämlich noch bei ihren Eltern, obwohl sie im heiratsfähigen Alter ist. Das sagen jedenfalls die Menschen. Als Ziege kann ich das nicht beurteilen.
Seit kurzem gibt es da aber noch jemanden, der Interesse an ihr hat. Das ist ein Zimmermann oder sagen wir mal Innenraumausstatter. Er hat hier in Nazareth schon viele Häuser gut renoviert. Dieser Joseph ist eines Tages auf der Bühne erschienen und wollte Maria heiraten. Maria und ihre Eltern waren auch sofort damit einverstanden, weil er ein fleißiger Mann mit einem überaus guten Stammbaum ist. Er soll sogar vom König David abstammen. Mit dem Königtum ist es aber schon lange aus. Er trägt jedenfalls keine Krone. Seit den Babyloniern hat es keinen König aus Davids Haus mehr gegeben. Joseph wäre wohl auch nicht der richtige Mann für das Amt eines Königs. Er ist Handwerker, aber kein Politiker. Nun ja, David war auch ein Schafhirte und König Saul arbeitete zuvor als Bauer. Damals waren es noch ganz andere Zeiten. Joseph ist mit seinem Beruf sehr zufrieden und möchte auch gar keinen anderen haben. Zu seinem Glück fehlt noch eine Frau. Da kommt Maria ins Spiel.
Ich war gerade im Hof angebunden, als die beiden sich verlobten. Vorher hatten sie sich kaum gesehen. Ich habe mir sagen lassen, dass das bei den Menschen bei uns so üblich ist. Jetzt hätte alles seinen schönen Gang gehen können. Die Hochzeit wäre bald gefeiert worden, sie hätten ein Haus gekauft und bis ans Ende ihrer Tage hätten sie glücklich in Nazareth gewohnt.
Bloß machte da jemand einen Strich durch die Rechnung. Da war die Sache mit der Prophetie von Jesaja. Das ist der Mann, der vor 700 Jahren gelebt hat und die Zerstörung von Jerusalem ankündigte, aber auch die Wiederherstellung. Kaum jemand wie er schrieb soviel über den Messias, der die Menschen von ihrer Schuld erlösen wird. Bis jetzt wurden die messianischen Vorhersahen nie erfüllt. Ja, irgendwann einmal, irgendwo, an einem unbekannten Ort und irgendwie. Doch plötzlich hieß es: Nicht irgendwann und irgendwie, sondern jetzt und hier!
Maria kam gerade mit mir von der Weide. Wir bogen gerade in den Hof ihrer Eltern ein und betraten das Haus an der Stelle, wo die Tiere untergebracht sind. Ihre Eltern besuchten gerade einen Verwandten und wir waren allein. Maria band mich an einen Pfosten an und goss Wasser aus einem Krug in die Tränke ein, als plötzlich ein helles Licht aufleuchtete. Vor Schreck ließ Maria den Wasserkrug fallen und ich verschluckte mich außerordentlich. Denn wir waren auf einmal nicht mehr allein. Da stand im strahlenden Licht ein Mann vor uns, der auf eine unbekannte Art und Weise ins Haus gekommen sein musste. Vielleicht war es ein Einbrecher, aber woher kam das seltsame Strahlen? Also, für gewöhnlich wollen Einbrecher nicht gesehen werden und ziehen sich dunkle Kleidung an. Mit leuchtenden Gewändern einzubrechen stelle ich mir ziemlich schwierig vor. Maria war sehr ängstlich und ich versteckte mich hinter ihr. Der Mann zeigte sich sehr freundlich und sagte: „Fürchte dich nicht, Maria!“
Der Mann kannte sie also. Was wollte er denn jetzt?
„Du hast Gnade vor Gott gefunden. Uns siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“
Maria zeigte sich sehr überrascht. Und es schwante mir langsam, wer der Mann sein konnte, der solche merkwürdigen Ankündigungen machte. Es musste ein Bote Gottes sein, weil er seinen Auftrag damit begründete.
Da fiel es mir plötzlich ein. Das war doch sicher ein Engel und zwar der Engel Gabriel, der zuletzt dem Propheten Daniel erschienen ist. Das ist eine ganze Weile her. Jedenfalls sagte er aus, dass Marias Kind ein König sein wird. Das passte aber nicht zu den einfachen Verhältnissen, in denen Maria aufgewachsen ist.
Außerdem gibt es da einen kleinen, winzigen Fehler in der Logik. Sie kann ja ohne Mann gar nicht schwanger werden. Das ist ein echtes Problem, zumal mir diese Worte realitätsfremd vorkommen.
Maria ist das übrigens auch aufgefallen. Bis jetzt sind noch nicht allzu viele Schwangerschaften von Jungfrauen bekannt, genau gesagt, auch nicht eine. Deswegen hat sie auch gleich nachgefragt: „Ja, aber wie ist das denn so einfach möglich?“
Der Engel hatte eine Antwort parat: Der Heilige Geist würde dies bewirken. Dies war eine Antwort, aber keine Erklärung.
Und Maria brauchte auch keine weitere Erklärung. Denn bei Gott ist nichts unmöglich. Sie stellte sich einfach in den Dienst Gottes, der für sie nur Entbehrungen und Unverständnis der anderen bereit hielt. Ich fand das sehr bewundernswert, dass Maria so bedingungslos Gott vertraute.
„Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort“.
Schon bald verschwand der Engel wieder, wie er gekommen war.
Maria schien verwirrt, aber auch entschlossen. Über diese Worte konnte sie mit keinem Menschen reden. Ich meine, das klingt auch ein wenig phantastisch. Wie sollte ihr jemand glauben?
Das Leben ging zunächst einmal seinen geregelten Gang weiter. Maria nahm ihre täglichen Aufgaben auf und Joseph kam ab und zu vorbei, um über die bevorstehende Hochzeit zu reden.
Einige Zeit später geschah das Verhängnis. Marias Bauch begann sich langsam zu runden und spätestens jetzt ließ sich eine Schwangerschaft nicht mehr verheimlichen. Ich war dabei, als ihre Eltern sie zur Rede stellten, was denn nun passiert sei. So sehr sie auch die Wahrheit sagte, so unglaubwürdig schien es ihnen. Die Nachricht erreichte auch Joseph. Da ich seine Ziege Eli persönlich kenne und sie praktisch dabei war, kann ich auch darüber berichten. Joseph erfuhr von der Schwangerschaft, da die Leute langsam sich ihre Gedanken machten. Eli sah Joseph am Boden zerstört in seiner Werkstatt sitzen, weil das Leben ihm so übel mitgespielt hatte. Seine Verlobte hatte ihn hintergangen. Er hatte sich ziemlich in ihr getäuscht, denn alles was er wusste, war, dass sie gottesfürchtig war und nach Gottes Willen lebte. Marias Leben schwebte in Gefahr, denn auf dieses Vergehen drohte die Todesstrafe. Er konnte sie jetzt vor allen Leuten bloßstellen, aber dann musste sie gesteinigt werden.
Oder aber er löste die Verlobung auf, indem er sich aus dem Staub machte.
Dann war er der Buhmann und Maria drohte keine Gefahr mehr.
Er fasste einen konkreten Plan, wie er vorgehen wollte. Er würde ohne Abschiedbrief morgen türmen und für immer aus Marias Leben verschwinden. Eli beobachtete, wie Joseph seine Sachen packte und in eine Ecke stellte. Das gefiel ihr nicht, aber sie konnte nichts daran ändern. Joseph ging schlafen und dann muss irgendetwas Besonderes vorgefallen sein. Am nächsten Morgen war keine Rede mehr von einer Flucht. Er besuchte schnell Maria und ihre Eltern. Diesen Zeitpunkt habe ich selbst wieder erlebt. Zu Marias Überraschung sprach er, dass er sie so schnell wie möglich heiraten wolle. Als die Eltern mal aus dem Raum gingen, erklärte er ihr, dass er inzwischen über Gottes Plan Bescheid wisse. Im Traum hatte ein Engel ihm versichert, dass alles zwar übernatürlich, aber mit rechten Dingen zugegangen war.
Die Hochzeit fand zunächst bei Marias Eltern und dann bei Joseph statt. Ein Rabbi traute die beiden. Man konnte ihnen ansehen, dass sie einander liebten. Sie bekamen Hochzeitsgeschenke überreicht, beispielsweise mich.
Ab sofort lebten wir glücklich und zufrieden in Josephs Haus.
So hätte es meinetwegen ewig weitergehen können, doch schon wieder kam uns eine Prophetie in die Quere. Der Messias musste nämlich in Bethlehem geboren werden. Und damit er die zukünftigen Steuerabgaben besser planen konnte, ordnete der Kaiser Augustus just eine Volkszählung an. Dabei muss ich euch wohl nicht sagen, dass Joseph nach Bethlehem gehen musste, weil seine Vorfahren von dort her stammten.
Leider nahmen mich Maria und Joseph nicht auf die Reise mit, sondern einen alten Esel. Daher kann ich nicht darüber berichten.
Das Kind wurde in Bethlehem geboren. Dann machten Maria und Joseph noch einen Zwischenstopp nach Ägypten. Als ich das Kind endlich zu Gesicht bekam, war es schon ca. drei Jahre alt, denn sie kehrten nach Herodes Tod zurück.
Der kleine Jesus bekam ein paar Geschwister und wir wurden alle zu einer richtigen Familie. Nun gut, ich halt nicht. Ich bin ja nur das Haustier. Jesus führte mich in meinen alten Tagen auf die Weide.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dies noch nicht das Ende ist und noch einige außergewöhnliche Dinge geschehen werden. Es gibt noch einige Prophetien, die auf ihre Erfüllung warten. Dass der Messias leiden und sterben muss, von einem Freund verraten wird um dreißig Silberlinge, Leute werden um sein Gewand losen, sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben, man wird ihn in das Grab eines reichen Mannes legen.
Und dann wird er lebendig wieder erscheinen.
Was wird meine liebe Maria mit ihrem Sohn noch alles durchmachen? Aber ich werde es nicht mehr erleben. So lang ist ein Ziegenleben dann doch nicht. Aber ich habe mit eigenen Augen Marias Sohn gesehen, den Retter der Menschen. Hätte dies je ein Mensch ahnen können?
14. Zu Bethlehem geboren
Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar gering unter den Tausendschaften von Juda, aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Hervorgehen von Anfang von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist. Micha 5,1
Im Sanhedrin, dem Hohen Rat in Jerusalem, versammelten sich die Ältesten der Juden. Auf kleinen Tischen ausgebreitet lagen alte aufgeschlagene Schriftrollen, in denen die Schriftgelehrten die Stelle aus dem Buch des Propheten Micha lasen. Sie diskutierten eifrig über ihre Bedeutung. Rabbi Hillel, der Wortführer, den ein langer weißer Bart zierte, rief mit lauter Stimme in die Runde: „Der Prophet Micha nennt ganz sicher Bethlehem, als Geburtsort für den Messias. Und zwar Bethlehem in Juda, nach der Sippe Ephrat, wo unser hochgeehrter König David geboren wurde. Der andere gleichnamige Ort kommt nicht in Frage. Was brauchen wir noch lange suchen? Dies ist die Antwort auf Herodes Frage.“ Der jüngere Rabbi Eleasar mit schwarzem Haar ergriff das Wort: „Ich widerspreche keineswegs, was den Geburtsort des Messias angeht. Micha, der Moraschiter, der vor ungefähr 700 Jahren lebte, ist an dieser Stelle deutlich genug. Aber ist es denn gewiss, dass der Messias von König David abstammt? Seit dem Babylonischen Exil regiert kein rechtmäßiger König mehr über uns, schon gar kein Herrscher aus dem Hause Davids. Herodes ist doch ein herbeigelaufener Nichtjude, ein Idumäer, von Esau abstammend, den Gott verworfen hat.“ „Nicht so laut“, warnte Nathan, ein alter Gelehrter, „Die Wände haben Ohren. Immerhin hat König Herodes diese Versammlung einberufen, weil er gerade Gäste aus dem Osten hat. Er hätte keine Probleme damit, uns hinrichten zu lassen.“ „Das wissen wir“, erwiderte Eleasar mit fester Stimme: „Gott sagte dem David: Dein Haus und dein Königreich sollen ewig Bestand haben vor deinem Angesicht, dein Thron soll auf ewig fest stehen.“ „Ja, da steht es doch“, antwortete Rabbi Hillel, „Der Messias wird also ein Nachkomme Davids sein, wie es die meisten jüdischen Schulen auch lehren. Zedekia war zwar der letzte direkte König aus dem Hause Davids, aber dann gab es auch noch Serubbabel, der den Tempel wiederauferbaute. Ein Nachkomme Davids zwar, aber kein König. Judas Makkabäus vertrieb zwar die Griechen aus dem Heiligen Land, aber seine Familie kam von den Priestern, die von Aaron abstammten. Sein Bruder Simon beging Unrecht, als er sich gleichzeitig als König und Hohepriester einsetzen ließ. Kein Wunder, dass die Hasmonäerherrschaft im Chaos endete, wo sich der römische Feldherr Pompejus durchsetzte. Dass sich am Ende ausgerechnet Herodes das Königtum erschlich, macht es nicht gerade besser.“ „Meine hochverehrten Kollegen“, sagte Nathan und stand aus der Versammlung auf. „Herodes ist jedenfalls kein Davide. Aber er ist unser Herrscher, den die Römer uns vorgesetzt haben. Er bestimmt über Leben und Tod. Solange der Messias noch nicht da ist und Anspruch auf seinen rechtmäßigen Thron erhebt und er die Römer und diesen Tyrannen aus dem Land verjagt, müssen wir ihm vorerst gehorchen. Was sagen wir ihm also?“ Die Schriftgelehrten schauten sich ratlos an. Rabbi Hillel reagierte schnell: „Wir sagen genau das, was ich schon erwähnt habe. Zuerst lesen wir den Text vor und erwähnen, dass damit eindeutig Bethlehem gemeint ist. Punkt, Ende und Schluss. Soll er sich doch denken, was er will. Übrigens wird langsam das Essen kalt. Wir sollten unsere Versammlung auflösen, die Antwort überbringen und dann nach Hause gehen.“ „Das sollten wir nicht tun“, widersprach Eleasar, „Herodes ist neidisch auf jeden, der ihm gefährlich werden könnte. Nehmen wir doch rein hypothetisch an, der Messias wird gerade jetzt in Bethlehem geboren. Herodes fühlt sich bedroht, weil er selbst nicht von David abstammt, also nicht der Messias sein kann. Was wird er unternehmen, wo er weiß dass seine Herrschaft ein Ende finden könnte? Er wird den Messias suchen lassen und versuchen ihn zu töten. Das sollten wir doch verhindern!“ „Was können wir schon tun“, zuckte Nathan mit den Achseln, „Das wird der Ewige doch gewiss verhindern.“ „Ja, und das Essen wird langsam kalt“, warf Rabbi Hillel ein, „Messias hin oder her. Ich habe Hunger.“ „Sollen wir diesem Tyrannen, dann die Antwort liefern, wo der Messias geboren wird, damit er ein schauerliches Verbrechen begeht?“, fragte Eleasar herausfordernd. „Wie kommst du darauf, dass der Messias gerade jetzt geboren wird?“, widersprach Simon, „Hast du eine plötzliche Erkenntnis darüber bekommen? Sag es uns und teile sie mit deinen Brüdern. Außerdem sind das doch Hirngespinste.“ „So war das nicht gemeint“, verteidigte sich Eleasar, „Nur das Auftauchen der Gesandten aus dem Nahen Osten muss doch eine Bedeutung haben. Sie sind zu Herodes gekommen, weil sie einem Stern folgen, der besagt, dass ein neuer König geboren wurde.“ „Eben, sie sind nicht zu uns gekommen“, sagte Hillel stolz, „Das heißt, dass es nicht von Gott sein kann. Sonst hätten sie nicht Herodes, sondern uns zuerst aufgesucht. Wer der Messias ist, darüber entscheiden wir, die geistliche Elite, und nicht so ein paar Ausländer von weit weg.“ „Sollten nicht dennoch einige von uns mal nach Bethlehem gehen und überprüfen, ob etwas Wahres daran ist?“ Hillel erschrak, „Auf gar keinen Fall. Wie stehen wir dann vor Herodes da? Wenn er vermutet, dass wir eine Vorahnung haben, wird er glauben, dass auch wir ihm in den Rücken fallen. Keiner von uns darf ihn in dem Irrglauben bestärken. Was auch immer passiert, wir halten uns heraus.“ Die meisten stimmten dem Wortführer zu. Sie hatten lange genug zwangsweise diskutiert. Es gab noch viele dringende Angelegenheiten zu erledigen, weil der Sabbat bevorstand. „Also Leute beeilt euch, das Essen wird langsam kalt.“ Der jüngere Schriftgelehrte zuckte mit den Achseln. „Ich habe es ja nur gut gemeint, aber ich beuge mich der Mehrheit. Wir können ja immer noch abwarten was aus den weitgereisten Gesandten wird.“
Kurz darauf eilten die Schriftgelehrten zu Herodes in den Palast und gaben einstimmig ihr Urteil ab. Gespannt wartete der stark gealterte König, dem man die Spuren eines ungesunden Lebenswandels ansehen konnte, auf die Lösung des Rätsels. Die Gesandten warteten inzwischen im Gästehaus des Palastes.
Der Wortführer der Schriftgelehrten berichtete: „Der Prophet nennt Bethlehem als den Geburtsort des Messias. Was der Messias ist, brauche ich nicht näher zu erläutern.“ Herodes nickte verschlagen. „Ah in Bethlehem. Ganz in der Nähe ist sogar mein Palast, das Herodion. Nun ja, dann weiß ich jetzt, was ich der Delegation aus dem Osten antworten soll. Ihr seid für heute entlassen.“ Erleichtert zogen sich die Schriftgelehrten aus dem Palast zurück. Sie hatten ihre begründete Antwort gegeben, Herodes schien kein Misstrauen zu hegen und sie waren schön aus dem Schneider.
Leider bemerkten sie nicht, was sie in Wirklichkeit verpassten. Denn zu dieser Zeit wurde in Bethlehem der geboren, dessen Anfang von Ewigkeit her gewesen ist. Der Messias, der persönlich auf die Welt kam, um die Menschen zu retten. In einer Krippe geboren, um am Kreuz zu sterben. Die weisen Männer aus dem Osten überprüften die Geschichte und fanden ihn. Sie brachten ihm Geschenke und berichteten in ihrer Heimat von ihm. Herodes versuchte den Messias zu töten und richtete ein Massaker an. Kurz darauf starb auch er. Die Schriftgelehrten hörten nie wieder von ihm, doch einige Zeit später sollten ihre Nachfolger den Messias anklagen und seinen Tod fordern. Sie verpassten die Gelegenheit zur Umkehr. Doch die Jünger Jesu nutzten sie und noch heute gibt es Messianer, Anhänger des Messias, die man auf Griechisch auch Christen nennt. Sie sind seine Nachfolger, die in seinen Fußstapfen gehen.
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Johannes 3,16
15. Von dem Ende der Erde
In Bethlehem vor einem Stall traf eine Karawane mit vielen Kamelen ein. Gut gekleidete Männer führten sie an. Sie hatten einen sehr weiten Weg aus dem Osten hinter sich und waren einem Stern gefolgt, um den neugeborenen Messias zu finden. Das, was sie jedoch nicht wussten, war, dass ein anderer Besucher eine viel weitere Reise hinter sich hatte. Dieses Tier traf in der Nacht ein, wo Jesus geboren wurde, und watschelte zur Krippe. Dort blieb es stehen und dachte: „Endlich bin ich angekommen. Ich habe es selbst kaum noch geglaubt, dass ich lebend das Ziel erreichen werde. Denn mal ganz ehrlich: Ich gehöre geografisch überhaupt nicht in diesen Teil der Welt. Am liebsten lebe ich in einem ganz anderen Element, denn an Land bin ich ganz unbeholfen. Aber nun gut. Jetzt bin ich nun mal da. Ich bin gekommen, um dich anzubeten und dir die Ehre zu geben. Zwar erinnert mein biologischer Artname an einen Herrschertitel, doch es ist ganz klar, dass es nur einen König des Universums geben kann. Das bist du kleines Kind. Du hast deine Vorrechte bei deinem Vater im Himmel aufgegeben und bist zu uns gekommen. Hinein in unsere stürmische Welt zu den Menschen, die dich später ans Kreuz schlagen werden. Und doch hast du den Weg auf dich genommen. Nicht mit einer Armee kamst du zu uns, sondern um aus Liebe um die Menschen zu werben. Deine Botschaft wird viele erreichen und auf der ganzen Erde verkündigt werden.“
Der Besucher verließ den Stall wieder und wartete vor dem Gebäude. „Ach übrigens“, sagte er. „Ich habe ganz vergessen, meine Geschichte von Anfang an zu berichten. Wahrscheinlich fragt ihr euch schon, wer ich bin und wo meine Heimat ist. Von weiter her kann man fast gar nicht kommen. Ich habe auf meiner Reise mehrere Ozeane durchschwommen. Geschlüpft bin auf einem Kontinent, der zu meiner Zeit noch keinem Menschen bekannt ist. Ich komme aus dem ewigen Eis in der Antarktis. Ja, die Gegend am Südpol ist mein Zuhause und ich bin ein Kaiserpinguin. Mein Name ist Hugo. Im Wasser bin ich flink und wendig, an Land doch eher tollpatschig. Wie kam ich ausgerechnet ans Land weitab des Packeises? Ich jagte gerade im Südpolarmeer Fische, als plötzlich ein helles Licht die Umgebung erhellte. Ich war sehr erschrocken und die Fische verschwanden schnell. Ich fragte mich wirklich, woher die Lichtquelle kam. Schließlich war ich schon so tief getaucht, dass das Sonnenlicht kaum mehr zu sehen war. Was konnte es denn also sein? Ich überlegte angestrengt. Da kam mir ein interessanter Gedanke. Vielleicht war es ein U-Boot mit einem Kamerateam, das mich filmen wollte. Da fiel mir leider ein, dass ich im falschen Jahrtausend lebe und leider nie mit einem U-Boot in Berührung kommen werde. Aber was hatte es denn jetzt wirklich mit diesem Licht auf sich? In dem Licht war eine Gestalt sichtbar, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie sagte zu mir: „Sei nicht erschrocken! Ich bin ein Engel, ein Bote Gottes. Ich komme mit einem Auftrag zu dir, der dich aus dem Wasser und weit weg von dem Land führen wird, das dir bekannt ist. Gott hat einen Rettungsplan für die Menschen erstellt, weil sie ihm den Rücken gekehrt haben. Er will aber die nahen und fernen Menschen mit seiner Liebe dazu bringen, dass sie wieder in seinen Herrschaftsbereich wechseln. Du sollst eine Reise machen und damit all die Menschen symbolisch darstellen, die an den fernsten Ecken und Winkeln der Erde leben. Auch sie wird eines Tages die frohe Botschaft erreichen. Dazu muss Gott aber selbst auf dieser Erde kommen und sich als Kind ganz klein machen. Wenn du dich jetzt auf den Weg machst, wirst du dein Ziel noch rechtzeitig erreichen, bevor das Kind geboren wird. Also schwimm los und ich werde dir den Weg zeigen.“
Nun, ich war sehr überrascht, dass Gott für einen Pinguin so eine Aufgabe bereithielt. Mir war aber völlig klar, dass es ein Vorrecht war, zum König des Universums zu reisen. Was ich nicht wusste, war, wie es mir gelingen konnte, in wärmeren Gewässern zu überleben und über Land zu reisen. Das ich es aber geschafft habe, ist ein großes Wunder. Aber wenn der König jemandem eine Aufgabe zuweist, dann gibt er ihm auch die Möglichkeit sie zu bewältigen. Meine Schwimmroute war sehr lang und sehr gefahrvoll. Ich kam an der afrikanischen Küste vorbei. Mehrmals wurde ich von Haien und Seerobben angegriffen, doch letztendlich entkam ich ihnen allen. Gott bewahrte mich vor allen Gefahren, damit ich den Auftrag ausführen konnte. Ihr fragt mich sicherlich, wie ich nun über Land gereist bin. Am liebsten wäre ich bis nach Bethlehem geflogen. Es wurde nur nichts daraus, denn wir Pinguine sind nun mal nicht flugfähig. Auch ließ Gott mir keine Flügel wachsen. Wie ich es dennoch geschafft habe: Ich bin von der Küste aus auf einem Esel geritten und so habe ich schließlich diesen kleinen Ort in den Hügeln erreicht. Es war eine sehr lange Reise vom Ende der Erde, doch das Ziel meiner Reise lag vor mir. Der Esel brachte mich an den Rand von Bethlehem, wo es einen baufälligen Stall gab. Das letzte Stück Weg musste ich mich watschelnd auf meinen beiden Füßen zurücklegen. Leider wurde ich von den weisen Männern und den Hirten überholt. Doch der Langsame kommt auch einmal ans Ziel. So trat ich in den Stall, dessen Boden ganz mit Stroh bedeckt war. An anderen Tieren konnte ich einen missmutigen Esel in der Ecke entdecken. Außerdem gab es eine Fliege namens Flinki, eine Spinne namens Spider, ein Kamel namens Hadar, ein Schaf namens Dani, eine Taube namens Hanna und ein Känguru namens Joe. Da über diese Tiere schon einmal geschrieben wurde, muss ich sie nicht weiter erwähnen. Viel wichtiger war das Kind in der Krippe, um das sich die Weisen und Hirten schon versammelt hatten. Ich kam einfach hinzu und schaute mir dieses Wunder näher ein. Es ist doch unfassbar, wie weit Gott wirklich gegangen ist. Ich meine, die Menschen haben das doch nun wirklich nicht verdient. Sie haben sich selbst in ihre schlimme Lage gebracht. Gott hätte es nicht tun müssen. Er hätte diesen Weg in die Krippe und erst recht ans Kreuz gar nicht gehen müssen. Dass er es doch tat, dafür gibt es nur ein einziges Wort namens Liebe. Und deswegen musste auch ich den ganzen weiten Weg aus der Antarktis auf mich nehmen. Denn viele Menschen haben diese Botschaft noch nie gehört. Ohne Jesus sind sie aber verloren. Die Botschaft, die Gott mir zeigte, ist, dass Gott den Menschen sehr weit entgegenkommen ist. Es gilt nun, auf dieses Angebot zu reagieren. Mein Auftrag ist nun erfüllt. Sobald ich diese Geschichte erzählt habe, schwimme ich schnellstens an den Südpol zurück. Ich hoffe, dass ihr die Botschaft von Weihnachten nie vergesst!
16. Joes Weltreise
Nun, ich muss zugeben, dass man mich sicher nicht in dieser Geschichte erwartet hätte. Ich bin Joe, das Känguru, und irgendwie kommt der Gedanke seltsam vor, dass ich in der Weihnachtgeschichte eine Rolle gespielt haben könnte. Schließlich weiß doch jedes Kind, dass Australien und Israel sehr weit auseinander liegen. Wie es aber doch dazu kam, ist meine Aufgabe euch zu erzählen. Dies ist meine Geschichte. Wie gesagt lebe ich in Australien. Ich bin ein Rotes Riesenkänguru, das ist die größte Känguruart überhaupt. Nun, Australien ist eine große Insel und sogar ein eigener Kontinent. Hier gefällt es mir sehr, doch ich wollte schon immer die ganze Welt sehen. Dafür hatten die anderen Kängurus aus unserer Känguru Kolonie überhaupt kein Verständnis. Sie waren alle der Meinung, dass es außer Australien auf dieser Welt nichts mehr gäbe. Ich war anderer Meinung. Schließlich kann man an manchen Orten neue Inseln am Horizont sehen, die nicht mit Australien verbunden sind. Eines Tages hatte ich einen Traum und sah mich in einem Boot mitten auf dem Ozean schwimmen. Als ich wieder wach wurde, war ich tief enttäuscht, weil das Boot auf einmal nicht mehr da war. Doch dann kam ich auf die Idee, mir das Boot selbst zusammenzubauen. Meine Freunde Lucky und Willi halfen mir dabei, das Holz zu bekommen. Wir fällten einige Eukalyptusbäume und begannen mit dem Bau. Da wir so etwas noch nie gemacht hatten, haben wir viele Fehler gemacht. Wir haben Blätter aneinander genäht und daraus ein Segel hergestellt. Auch ein Ruder durfte nicht fehlen. Zuerst einmal mussten wir das Boot, wir gaben ihm den Namen Explorer, ausprobieren, ob es überhaupt seetüchtig war. Lucky, Willi und ich testeten die Explorer auf einem See. Leider ging unser Boot nach nur wenigen Sekunden unter, glücklicherweise aber am Ufer. Kängurus können leider nicht schwimmen. Wir retteten uns mit riesigen Sprüngen ans Ufer. Von dem Misserfolg ließen wir uns nicht erschüttern. Wir haben ein neues Boot gebaut und zwar die Explorer II. Diesmal waren wir erfahrener und haben nicht mehr dieselben Fehler begangen. Der Erfolg gab uns Recht. Die Explorer II war seetauglich und bereit eine Weltreise anzutreten. Lucky und Willi wollten leider nicht mit auf diese Reise gehen. Ein Boot zu bauen ist etwas anderes als auch damit loszufahren. Ich jedoch wollte unbedingt meine Weltreise antreten. Also verabschiedete ich mich von meinen Freunden, setze mich in die Explorer II. Ich wusste nicht, ob ich jemals wiederkehren würde. Mit genügend Wasservorräten und Gras und Blättern, begann meine Reise.
Dann war ich allein auf dem Indischen Ozean. Ich segelte in Richtung der Inseln, die ihr in Zukunft einmal Indonesien nennen werdet. Dabei geriet ich auf dem offenen Meer in einen schweren Sturm, mit riesigen meterhohen Wellen. Fast hätte ich das nicht überlebt, doch die Explorer II hielt dem Sturm bis zum Ende stand. Schließlich erreichte ich die ersten Inseln hinter Australien. Als erstes Känguru der Welt betrat ich indonesischen Boden und steckte eine australische Känguru-Flagge in den Boden. Ich hoffe, dass eines Tages jemand diese Flagge findet und meine Entdeckung anerkennt. Doch meine Reise war noch nicht zu Ende. Vor Java wurde ich plötzlich von Piraten angegriffen. Es waren Affen, die es auf mein Boot abgesehen hatten. Sie waren mit Stöcken bewaffnet und ihre Gesichter waren finster vor Wut. Doch ich konnte mich gegen sie verteidigen. Mit einigen Boxschlägen vertrieb ich sie und sie traten ihre Flucht an. Ich segelte weiter an der Küste entlang von Insel zu Insel. Dann musste ich ein längeres Stück wieder aufs offene Meer fahren. Schließlich erreichte ich zum ersten Mal in meinem Leben das Festland. Ich hatte Indien entdeckt und somit als erster einen Seeweg dahin gefunden und das stolze 1500 Jahre vor den Portugiesen. Ich hoffe, die Geschichtsschreiber werden das eines Tages noch würdigen. Nun machte ich einige Ausflüge ans Land und sah merkwürdige Tiere, die noch nie zuvor ein Känguru gesehen hatte. Elefanten, Tiger, Wasserbüffel und andere Gesellen. Noch war ich nicht am Ende meiner Reise angekommen. Ich setzte wieder meine Segel und ruderte los. Meine Reise führte an der indischen Küste entlang, bis ich in den persischen Golf einbog. Auf der einen Seite liegt dort Arabien und auf der anderen Persien. Nach einer langen Reise legte ich in Persien an. Ich versteckte die Explorer II an der Uferböschung und machte einen Landgang. Und dann geschah etwas sehr Unglückliches für mich. Als ich mir die Gegend anschaute, fingen mich Menschen mit einem Netz ein. Ich versuchte mich zu wehren, doch alle Versuche waren vergeblich. Zwei Männer sperrten mich in einen Käfig. Ich konnte ihre Sprache nicht verstehen, aber ich konnte mir schon denken, dass sie sich über das merkwürdige Tier lustig machten. Jedenfalls brachten mich die Männer in eine orientalische Stadt, wo auch andere Tiere in Käfigen gehalten wurden. Es gab dort Tiger, Löwen, Panther und Bären. Ich war sehr, sehr unglücklich über diese Wendung. Sollte das wirklich das Ende meiner Reise sein? Würde ich Australien nie wieder sehen? Nun, es war nicht das Ende. Eines Tages wurde ich mit den anderen Tieren in Käfigen auf Wagen verladen, wovor Pferde gespannt waren. Offensichtlich sollten wir in eine Art Privatzoo kommen. Die Reise dauerte mehrere Wochen und führte tief ins Landesinnere von Persien hinein. Schließlich kamen wir an einem Palast an, der einem Fürsten gehörte. Hier wurden wir ausgeladen und in seinen Zoo gebracht. Ich war das einzige Känguru. So ohne Artgenossen war das nicht gerade schön. Schon glaubte ich, dass ich bis an mein Lebensende hier verbringen würde, bis eines Tages einige würdig gekleidete ältere Männer den Zoo betraten. Sie sahen so aus, als wären sie weise Männer. Sie betrachteten die Käfige und überlegten, welches der Tiere sie wohl mitnehmen könnten. Sie entschieden sich für mich, weil ich nicht so gefährlich aussah. Die Weisen hatten die Erlaubnis des Fürsten, mich als Geschenk für einen neugeborenen König mitzunehmen. Das bedeutete, dass meine Reise hier nicht zu Ende war. Eine Karawane mit vielen Kamelen brachte uns aus Persien in viele neue Länder. Es waren große Herausforderungen, die wir zu meistern hatten. Doch wir wurden von einem Stern geführt, der uns sicher ins Römische Reich nach Judäa brachte. Nach einer kurzen Irrfahrt nach Jerusalem, wo ein König namens Herodes regierte, kamen wir nach Bethlehem. Das ist der Ort, um den sich diese Geschichte dreht. Denn dort wurde den Menschen ein Kind geboren, das der neue König werden sollte. Ich war, wie gesagt, als Geschenk für ihn ausgewählt worden. Die anderen Geschenke der Weisen waren Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Stern, der unsere Expedition führte, blieb über einem armseligen Stall stehen. Die weisen Männer waren auf einmal unsicher, ob sie hier an der richtigen Adresse waren. Auch ich war überrascht, denn welcher König wird schon in einem Stall geboren. Die Weisen einigten sich darauf, mal nachzusehen. Sie fanden dann das Kind im Stall, zusammen mit seinen Eltern. Vor der Krippe, in dem es lag, fielen sie nieder und beteten das Kind an. Diener brachten die Geschenke, zu denen ich auch gehörte. Als ich nun in diesen Stall hüpfte, wurde mir auf einmal klar, dass meine Weltreise tatsächlich einen Sinn hatte. Ich sollte unbedingt dieses Kind sehen, dass dort geboren wurde. Ehrfurchtsvoll sah auch ich Jesus in der Krippe liegen. Der Schöpfer, der die Welt geschaffen hatte, hatte sich so klein gemacht und in dieser Krippe Platz gefunden. Er wollte die Menschen nicht verloren gehen lassen, denn ohne Jesus sind sie für immer von Gott getrennt. Doch Gott selbst hatte für eine Lösung gesorgt, indem er Jesus als Kind zur Welt kommen ließ. Ich war Zeuge dieses Augenblicks, als das geschah. In dem Raum waren auch Engel anwesend, das sind Boten Gottes, die die Menschen meist nicht sehen können. Ein Engel sprach zu mir: „Joe, du hattest einen sehr weiten Weg hinter dir, doch Gott, mein Auftraggeber, hat dich bis hierher gebracht. Du sollst wissen, dass für Gott Entfernungen keine Rolle spielen. Auch alle, die von so weit weg, wie du kommen, sind Gott wichtig. Auch für die Menschen in Australien oder Afrika, Amerika, Europa und Asien wurde Jesus geboren. Eines Tages wird diese frohe Botschaft in die fernsten Winkel dieser Erde kommen. Jesus wird das Leben dieser Menschen verändern. Die Geburt dieses Kindes ist noch lange nicht das Ende, sondern erst der Anfang einer Zeit.“
So, ich bin jetzt am Schluss meiner Geschichte angelangt. Am Ende meiner Reise bin ich doch wieder nach Australien gekommen. Maria und Josef ließen mich frei. Ich hüpfte nach Persien zurück, fand die Explorer II und segelte wieder zu meinen Freunden Lucky und Willi. Doch ich habe nie vergessen, dass die Botschaft von Jesus einmal alle Völker und Länder erreichen wird.
17. Der Kronprinz
Es war ein großes, prächtiges Schloss, das auf einem hohen Berg thronte. Darin regierte ein mächtiger Herrscher, den man auch unter seinem Titel „König der Könige“ kannte. Und er war auch der mächtigste König von allen. Er regierte weise und gerecht, seine Untertanen liebten und verehrten ihn. Denn dieser König war nicht irgendwo unnahbar entfernt, sondern er besuchte sie täglich und interessierte sich für ihre Sorgen und Nöte. Obwohl er sehr beschäftigt war und immer wieder Diplomaten aus fremden Ländern empfangen musste, nahm er sich selbst für die einfachsten Untertanen soviel Zeit, wie sie es eben nötig hatten. Das Schloss, in dem der König lebte, war ein Ort voller Leben und Freude. Die Ausstattung des Gebäudes war unglaublich kostbar. Viele Gegenstände waren vergoldet oder mit Perlen verziert. Auch die Bediensteten waren mit kostbaren Gewändern aus feinster Seide bekleidet. Im Thronsaal empfing der König die Gesandtschaften aus fremden Ländern. Jeder, der hier hereinkam, war sofort tief beeindruckt von der Macht und Größe des Herrschers. Im Festsaal fanden täglich Feierlichkeiten statt. Die ausgewähltesten Speisen wurden dort aufgetafelt, es erklang Musik der begnadetsten Musiker. Jeder, der hier herkam, fühlte sich sofort wohl. Im Gefolge des Königs befand sich natürlich auch ein Kriegsheer, das die Menschen des Landes vor ihren Feinden schützte. Doch der ganze Stolz des Herrschers war sein eigener Sohn, der Kronprinz. Er sollte eines Tages die Herrschaft übernehmen und wie sein Vater, weise und gerecht regieren. Schon heute übernahm er immer wieder politische Aufgaben im Auftrag seines Vaters, die er mit Bravour erledigte. Alles was er brauchte, war im Hause seines Vaters vorhanden.
Eines Tages wurde aber alles anders. Der König hatte nämlich einen seiner Untertanen zum Statthalter über seine Länder und Besitzungen gesetzt. Er sollte dort die Interessen des Königs vertreten und verantwortungsvoll mit Menschen und Tieren umgehen. Der Verwalter Adam erfüllte seine Aufgabe gut. Zu seiner Unterstützung stellte der König auch noch eine Verwalterin namens Eva ein. Sie gingen fast täglich im Schloss ein- und aus. Es gab aber noch einen anderen Herrscher, der der Feind des Königs war. Der dunkle Fürst konnte es nicht haben, dass es den Untertanen des Königs so gut ging. Dem König selbst konnte er nichts anhaben, denn das Kriegsheer des Herrschers war so stark, dass er es niemals würde besiegen können. Doch er witterte eine Chance, wie er vielleicht doch noch in den Besitz des Landes kommen konnte. Die Schwachstelle waren eindeutig die Untertanen des Königs. Er musste sie nur auf seine Seite ziehen und das Land würde in seine Hände fallen. Er verkleidete sich als Kaufmann, reiste in das Land und bat den Verwalter um einen Termin. Der Verwalter war jedoch nicht anwesend, also empfing ihn stellvertretend die Verwalterin in ihrem Büro. „Seht Ihr diese Kette“, sagte der Kaufmann, „Das ist doch ein herrliches Schmuckstück. Wollt Ihr sie nicht haben?“ Die Verwalterin antwortete: „Das mag ja sein, aber wir haben hier alles, was wir brauchen. Wir arbeiten für den größten König und stehen im Reich in hoher Verantwortung. Außerdem dürfen wir keine Schmuckstücke von anderen als von unserem König annehmen.“ „Daran könnt Ihr erkennen, wie eifersüchtig euer Herrscher ist“, erwiderte der böse Fürst listig, „Er will euch das Beste vorenthalten. Habt Ihr jemals von ihm so eine prächtige Kette erhalten.“ „Nein“, antwortete die Verwalterin. „Eben“, sprach der Kaufmann, „Aber wenn Ihr diese Kette von mir annehmt, dann werdet Ihr so mächtig werden, wie der König selbst. Ihr werdet selbst von dem Schloss aus regieren können.“ Der böse Plan des dunklen Fürsten gelang. Als der Verwalter später ebenfalls im Büro eintraf, beteiligte er sich an dem Verrat. Die Untertanen des Königs erklärten sich für unabhängig und den König für abgesetzt. Der große Aufstand hatte begonnen. Doch die Rebellen mussten schon bald erkennen, dass sie wohl auf das falsche Pferd gesetzt hatten. Zwar durften sie von nun an tun und lassen, was sie wollten. Aber nicht sie regierten das Land, sondern der böse Fürst hatte die Macht übernommen. Seine Schreckensherrschaft war brutal. Er unterdrückte seine neuen Untergebenen und zwang sie zu Sklavendiensten. Es brachen Kriege zwischen den Menschen aus, es herrschte ein Klima der Angst und des Misstrauens. Aus einem reichen, freien Land wurde ein armes, ausgebeutetes Reich. Die Untertanen bedauerten das, aber sie konnten und wollten ihre Entscheidung nicht mehr ändern. Der König nahm diese Rebellion mit großer Trauer auf. Er fragte sich, warum seine Untertanen gegen ihn rebelliert hatten, wo sie doch alles gehabt hatten, was sie brauchten. Die Verbindung zu seinem Schloss war nun gestört. Seine Untertanen hatten niemanden mehr, an den sie sich wenden konnten.
Wie sollte der König nun mit dieser Rebellion umgehen? Der General riet dazu, sofort das Kriegsheer auf den Weg zu schicken, und diese Rebellion zu beenden. Die Rebellen sollten gefangen genommen und für ihren Ungehorsam hingerichtet werden. Doch der König wollte nicht den Tod seiner Untertanen. Er dachte sich: „Ich will versuchen, sie mit meiner Liebe zurückzugewinnen. Ich will sie aus der Herrschaft des dunklen Fürsten befreien.“ So sandte der Herrscher immer wieder Boten zu den Rebellen. Diese verkündeten ihnen, dass sie die Rebellion beenden und die Waffen niederlegen sollten. Dann würde der König sie wieder aufnehmen. Sollten sie jedoch weiterhin auf ihrer unfreien Unabhängigkeit beharren, so würde er eines Tages die Rebellen bestrafen müssen. Leider hörten die Untertanen des Königs nicht auf seine Boten. Die Kapitulationsbedingungen waren für sie nicht annehmbar. Sie blieben lieber Sklaven, regiert vom dunklen Fürsten. Die Boten des Königs wurden misshandelt und verjagt. Einige töteten sie. Der General drängte den König nun zum Eingreifen. Denn dieser hatte bis jetzt schon soviel Großmut bewiesen. Er hatte seine Untertanen gewähren lassen und großzügig ihnen die Entscheidung selbst überlassen. Er hatte ihnen nichts aufgezwungen, die Beendigung der Rebellion sollte freiwillig kommen. Doch nun musste doch endlich die Ordnung wieder hergestellt werden. Die Rebellen hatten ihre gerechte Strafe nun wirklich verdient.
Da trat eine Wendung in der Geschichte ein. Der Kronprinz kam auf die beiden zu und sagte: „Ja, wir werden reagieren. Aber dabei werden wir noch viel weitergehen als bisher. Ich will selbst zu den Rebellen gehen und ihnen ein Angebot zur Umkehr machen. Ich werde aus Liebe mein Leben für sie aufs Spiel setzen, damit sie ihrer Strafe entgehen.“ „Aber das ist doch ungerecht“, protestierte der General, „Die Rebellen verdienen die Gnade doch überhaupt nicht.“ „Eben“, sagte der Kronprinz, „Das Angebot ist völlig unverdient. Sie können durch ihre eigene Leistung nichts erreichen, doch meine Liebe kann sie wieder zu uns bringen.“ Dem Vater brach es das Herz, als er diese Worte hörte. Sein Sohn würde alles im Schloss aufgeben müssen, wo es ihm an nichts fehlte. Doch das größte Opfer, dass der König würde bringen müssen, war der Kronprinz selbst. Das was ihm am liebsten und teuersten war. Doch es gab keinen anderen Ausweg. So schickte er den Kronprinzen auf den Weg. Dieser legte seine Krone und seine Gewänder ab und kam als einfacher Mensch.
Die Rebellen erkannten den Kronprinzen nicht. Sie hielten ihn für einen gefährlichen Mann, weil er die Herrschaft des dunklen Fürsten nicht anerkannte. Er sprach mit ihnen von Liebe, von Umkehr, doch sie verstanden es nicht. Und dann töteten sie ihn. Damit hatten der König und sein Kronprinz das höchste Opfer gebracht. Es kostete sie alles.
Nun war diese Rettungsaktion aber nicht gescheitert. Das Kommen des Kronprinzen hatte einige Rebellen so beeindruckt, dass sie dann doch die Waffen niederlegten. Von nun an versuchten sie auch die anderen von der Liebe des Königs zu überzeugen. Einige konnten sie gewinnen. Die Zurückgekehrten wussten, dass allein das unverdiente Geschenk die Rückkehr in den Herrschaftsbereich des Königs ermöglicht hatte. Sie würden eines Tages das Schloss des Königs mit eigenen Augen sehen und von ihm und seinem Kronprinzen dort empfangen werden. Doch jeder Rebell würde sich selbst dafür- oder dagegen entscheiden müssen.
18. Jesaja
Zeit: ca. 700 vor Chr.
Der alte Mann saß an einem Tisch, der mit vielen unterschiedlichen Schriftrollen aus Papyrus bedeckt war. Die Rollen waren an verschiedenen Stellen aufgeschlagen. Vor dem alten Mann lag dagegen eine Schriftrolle, die noch unbeschrieben war. Offenbar wollte er auf dieser Schriftrolle schreiben, kam aber mit seiner Arbeit nicht voran. Das Öllämpchen auf dem Tisch, warf einen flackernden Schein an die kahlen Wände des spartanisch eingerichteten Raumes.
Der Alte legte die unbeschriftete Schriftrolle beiseite und zog eine andere zu sich heran. Er stutzte und las dann:
Denn eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen. Sie wird ihn Immanuel nennen, das heißt Gott ist mit uns.
Der Prophet kannte diese Worte sehr genau. Er hatte sie nämlich vor einigen Jahren selbst niedergeschrieben. Dennoch war er noch nicht zufrieden. Dieser Mann, Jesaja, legte die Schriftrolle zurück und griff nach einer weiteren Rolle seiner Schriften. Voller Begeisterung las er nun:
Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Es strahlt hell über denen auf, die ohne Hoffnung sind.
Es ist uns ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn „Wunderbarer Ratgeber“, „Starker Gott“, „ Ewiger Vater“, „Friedensfürst“. Er wird sein Reich ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen.
„Das ist der Messias“, dachte Jesaja, „Das ist der, den wir brauchen. Der, der kommen wird, um uns zu retten von unserer Schuld und unseren Vergehen.“ Der Prophet überlegte weiter: „Ich habe diese Prophezeiungen wohl nach eigener Wortwahl und nach meinem eigenen Schreibstil niedergeschrieben, doch die Botschaft stammt nicht von mir. Der Ewige hat sie mir durch seinen Geist eingegeben. Gott will uns damit seine Absichten und seine Pläne offenbaren, wie wir unsere Rebellion gegen ihn beenden können und wie er uns wieder in ein Vertrauensverhältnis zu sich führen kann. Das geht aber nur, wenn wir uns darauf einlassen. Und deshalb habe ich mein Leben dafür gewidmet, dass die Menschen auf diese Botschaft vorbereitet sind, wenn der Messias kommt.“
Jesaja war zufrieden. Er beendete seine Überlegungen und wollte gerade wieder den Raum verlassen, als ihn eine Traurigkeit überfiel. Er wusste, dass er noch nicht gehen konnte. Und dann sah er in seinen Gedanken einen jungen Mann, der so aussah, als hätte man ihn schwer misshandelt. Es war der leidende Gottesknecht. Jesaja spürte, dass er nun weiterschreiben sollte. Gott gab ihm einen Wink. Jesaja nahm sein Schreibgerät, tauchte es in eine Art Tinte aus Russ und anderen Zutaten. Dann schrieb er die Worte flüssig nieder:
Er war weder stattlich noch schön. Nein, wir fanden ihn unansehnlich. Er gefiel uns nicht. Er wurde verachtet und von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet. Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm. Er erlitt die Schmerzen, die wir eigentlich hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden wären Gottes Strafe für ihn. Doch er wurde blutig geschlagen und durchbohrt, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten. Nun haben wir Frieden mit Gott. Durch seine Wunden sind wir geheilt.
Man hörte von ihm keine Klagen. Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. Er wurde bei Gottlosen beerdigt, im Grab eines reichen Mannes, obwohl er sein Leben lang kein Unrecht getan hatte. Doch es war der Wille des Herrn. Er musste leiden und blutig geschlagen werden. Er wird weiterleben und den Plan des Herrn ausführen. Doch er hat viele von ihren Sünden erlöst, denn er ließ sich für ihre Verbrechen bestrafen.
Jesaja war mit seiner Arbeit für heute fertig. Er fühlte sich müde und erschöpft. Er war sehr traurig, als er die Worte noch einmal las. Er hatte nicht geahnt, wie die Menschen einst den Messias behandeln würden. Dabei war es völlig unerheblich, ob die Menschen lange vor dem Messias gelebt hatten oder ob ihre Geburt erst in ferner Zukunft geschehen würde.
Alle würden sich stellvertretend daran beteiligen. Denn alle Menschen waren Sünder und würden den Messias mit ihren eigenen Vergehen töten. Auch Jesaja selbst gehörte zu denen. Doch das war ja der geniale Plan Gottes. Würde Gott nicht freiwillig auf die Welt kommen und aus Liebe etwas tun, wozu er gar nicht verpflichtet war, dann wären alle Menschen für immer verloren. Doch Jesaja staunte nun, wie Gott seinen Plan Stück für Stück weiter offenbarte. Der Prophet fasste neuen Mut, die Menschen immer wieder auf diesen kommenden Erlöser hinzuweisen. Damit erfüllte er seinen Auftrag.
19. Die Friedenstaube
„Es ist jetzt einige Jahre her, als ich ein interessantes Erlebnis hatte. Ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich es mir erklä-ren soll. Doch langsam muss ich versuchen mir einen Reim dar-auf zu bilden, liebe Anna Emilie. Deshalb will ich dir die Ge-schichte, so wie ich sie in Erinnerung habe, erzählen.“
„Ja, da bin ich mal gespannt, Tante Hanna. Du erzählst doch auch sonst so spannende Geschichten, die du in deinem langen Leben als Taube aufgeschnappt hast.“
„Das mag sein, liebes Kind, aber diesmal habe ich die Geschichte selbst erlebt. Und deshalb bedeutet sie mir sehr viel mehr. Du weiß ja, dass ich meinen frühen Jugendjahren äußerst wanderlustig war. Ich habe viele Länder überflogen und weite Strecken zu-rückgelegt. Die Welt habe ich von oben gesehen.“
„Dann willst du mir sicher erzählen, wie du über den Himalaja, das höchste Gebirge der Welt, geflogen bist. Ich bin so aufgeregt!“
„Nein, diesmal nicht“, entgegnete die alte Taube.
„Aber dann wirst du bestimmt von den Pyramiden in Ägypten berichten, wo du schon einmal gewesen bist. Oder von unserem Vorfahren, der nach der großen Flut einen Olivenzweig im Schnabel zu Noah brachte“, plauderte Anna Emilie drauflos.
„Nein, ich erzähle dir jetzt etwas Neues. Das hast du sicher noch nie gehört. Mein Erlebnis trug sich in einem Land zu, das die Römer Palästina nennen. Die Juden, die dort leben, nennen es Judäa. Es begann, als ich nach einer langen Weltreise aus China zurückkam, wo man seit einiger Zeit an einer neuen Mauer baut. Ich war sehr erschöpft und musste unterwegs rasten. Dabei kam ich in einen kleinen Ort, den man Bethlehem nennt. Natürlich wollte ich dort einige Körner ergattern, oder vielleicht sogar ei-nige Brotkrumen, die die Menschen übrig gelassen hatten.“ „Und hast du zu essen bekommen?“, fragte die kleine Taube. „Ja, das habe ich. Denn glücklicherweise entdeckte ich gar eine Bäckerei. Dort lagen noch einige frische Brote herum, an denen ich mich schnell bediente. Doch das machte die Bäckerin sehr, sehr unglücklich, so dass sie mich mit einem Besen verjagen wollte. Dazu kam es aber nicht.“
“Warum, Tante Hanna?“
„Ein römischer Soldat betrat das Haus. Er war mit einem Schwert bewaffnet. Ihm folgten weitere Soldaten, die das ganze Haus und den Hof durchsuchten. Sie stießen Tonkrüge beiseite, warfen die Fladenbrote auf den Boden und schmissen alles um. Gefunden haben sie allerdings nichts. Die Soldaten glaubten, dass in der Bäckerei Waffen versteckt sein könnten, die für jüdische Freiheitskämpfer bestimmt waren. Doch als sie nichts fan-den, entschuldigten sie sich nicht und gingen ohne ein Wort zum nächsten Haus.“
„Das ist ja schlimm!“, rief Anna Emilie, „Sie haben die Sachen ja kaputt gemacht. Warum wollten sie sie denn nicht bezahlen?“ „Weißt du Anna Emilie, die Römer haben das Land vor einigen Jahrzehnten erobert. Die Römer betrachten das Land und seine Leute als Beute, denen man alles wegnehmen kann, was man will.“
„Und das lassen sie sich gefallen?“
„Nein, einige davon nicht. Es gibt Widerstandskämpfer, die manchmal kleine Gruppen von Römern überfallen und ausrau-ben. Weil die Römer glauben, dass die Menschen in den Dörfern und Städten die Rebellen unterstützen, werden sie zu ihnen sehr gewalttätig.
Nachdem nun die römischen Soldaten die Bäckerei verlassen hatten, stieß die Bäckerin einen Seufzer aus: „Wie lange noch wird Krieg und Elend diese Erde treffen. Wann wird endlich Friede sein? Wann wird der Messias kommen und Frieden stif-ten? Ich wünschte mir diese Taube würde uns den Frieden brin-gen.“
„Was? Die Bäckerin hat gedacht, du wärst eine Friedenstaube?“, fragte Anna Emilie.
„Sie hat es gehofft. Sie war sehr enttäuscht, weil es eine so unruhige und friedlose Zeit damals war. Sie gab mir jedenfalls danach Brot zu fressen. Die Römer hatten es zu Boden geworfen und damit war es unbrauchbar geworden.“
„Und bist du diese Friedenstaube, die den Frieden bringt, Tante Hanna?“
„Nein, das bin ich nicht. Wir Tauben sind ein Symbol für Frieden, weil die Menschen in uns ein Symbol für Reinheit und Frieden sehen. Doch wir Tauben sind nicht so friedlich, wie die Menschen denken. Wir kämpfen auch häufig gegen andere Tauben.“
„Ja, aber Tante Hanna. Wer kann denn sonst der Welt den Frieden bringen, wenn nicht wir Tauben?“
„Meine liebe Nichte, das kann nur der Friedefürst.“
„Wer ist dieser Friedefürst?“
„Er wurde damals in dieser unruhigen Zeit geboren, und zwar in Bethlehem, wo ich gerade auf meiner Reise halt gemacht hatte.“
„Fantastisch. Hast du ihn auch gesehen? Wie sah er aus?“
„Ja, ich habe ihn gesehen. Aber er war noch ganz klein, ein Baby halt.“
„Und wie hast du ihn gefunden?“
„Nachdem ich die Brotkrümel aufgepickt hatte, flog ich dann wieder durch die Lüfte. Doch dann ließ ich mich auf einem Stall nieder. Ich hoffte ein ruhiges Plätzchen gefunden zu haben, wo ich über Nacht schlafen konnte. Doch über Nacht wurde mein Schlaf gestört. Es kamen mehrere Menschen zum Stall, die sehr aufgeregt waren und deshalb schnell rannten.“
„Und was wollten sie dort?“
„Sie waren gekommen, um den neugeborenen Retter der Welt zu sehen. Diese Hirten waren die ersten, die zu dem Stall kamen. Ich war sehr neugierig, was sich im Stall befand und schlüpfte durch ein Loch im Dach dort hinein.“
„Und hast du ihn gesehen?“
„Er lag dort in einer Futterkrippe. Seine Eltern standen bei ihm und die Hirten verneigten sich vor ihm. Dann wiederholte einer von ihnen eine Stelle aus der Bibel, den Heiligen Schriften der Juden. Er sagte das, was Jesaja vor 700 Jahren aufgeschrieben hatte: Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt sei-nen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst“
„Friedefürst. Er ist der Friedefürst, oder Tante Hanna?“, fragte Anna Emilie, „Aber warum gibt es immer noch so wenig Frieden in der Welt? Warum unternimmt der Friedefürst nichts dage-gen?“
„Doch das macht er. Er ist gekommen, um den Menschen den Frieden zu bringen. Viele Menschen wollen den Frieden gar nicht haben. Der Friedefürst will ihnen helfen, den Frieden mit Gott wieder herzustellen. Er will den Frieden in das Herz jedes Menschen pflanzen. Aber ob sie ihn auch annehmen, das müssen die Menschen selbst entscheiden. Jedenfalls weiß ich, was ich getan habe, meine liebe Anna Emilie. Ich habe mich für den Friedefürst entschieden. Denn nur er kann das machen, was keine Friedenstaube kann, echten Frieden bringen.“
20. Der neue Morgen
Es lag Dunkelheit über der Welt, denn die Menschen lebten getrennt vom Licht. Sie scheuten sich es anzuzünden, weil sie Angst und Furcht hatten, zu sehen, in welcher Notlage sie sich befanden. Da also die Menschen das Licht nicht suchten und es daher nicht fanden, kam es selbst in diese Welt hinein. Ein Lichtstrahl leuchtete auf und kündete einen neuen Morgen an. Nicht viele Menschen sahen es, weil sie sich davor fürchteten. Weil es ungeheuerlich war, dass das Licht von alleine zu den Menschen kam. Wenn schon ein wenig Licht, dann musste man es doch wenigstens selbst verdienen können, so dachten sie. Und ein Licht in einem solchen Stall voller Elend, wie sollte das nur möglich sein? Musste das Licht nicht in dieser Finsternis ausgehen und schon wieder die Dunkelheit siegen? Denn die Dunkelheit ist doch viel größer als eine kleine Kerze, in einem riesigen dunklen Raum.
Doch sie täuschten sich. Das Licht ging nicht aus, niemand konnte es mit Gewalt auslöschen. Denn das Licht hatte eine größere Kraft als die Dunkelheit und es scheint hell in den Herzen vieler Menschen und ist Zeuge eines neuen Morgens der anbrechen wird, wenn endlich nach langer Nacht die Sonne aufgehen wird.
Als die Welt noch ganz in ihrer Finsternis da lag, lebten schon damals viele Menschen auf der Erde. Die Welt hatte glorreiche Könige erlebt und glanzvolle Weltreiche, die ihre Macht fast bis ins Unendliche ausdehnten. Sie führten Kriege, unterwarfen Völker, bauten Pyramiden, großartige Bauwerke und verschwanden dennoch wie alle anderen im Sand der Geschichte.
Zur Zeit als das Licht seinen größten Sieg feierte, waren es die Römer, die über große Teile der damals bekannten Welt regierten. Sie unterwarfen Gallien, Hispanien, das linksrheinische Germanien, Griechenland, Kleinasien, Syrien, Ägypten, Nordafrika und Judäa. Nichts konnte sich ihnen entgegenstellen, wer sich gegen sie auflehnte der wurde vernichtet von der bis dahin größten Militärmacht aller Zeiten. Judäa war nur eine kleine, unbedeutende Provinz im großen Weltreich der Römer. Aufrührerisch und stur waren die Menschen dort, doch sie hatten einen großen Vorteil vor allen anderen Menschen. In ihren heiligen Schriften hatte das Licht selbst angekündigt auf die Erde zu kommen und die Menschen aus ihrer selbst gewählten Finsternis zu befreien. Viele warteten sehnsüchtig auf die Ankunft, denn die Zeiten waren hart und unbarmherzig.
Dann kam das Licht selbst auf diese Erde ganz ohne Glanz und Gloria. Niemand rollte einen roten Teppich aus um es mit aller Macht und Würde zu empfangen. Es begab sich nicht in eine Königshalle hinab, wo man es hätte erwarten müssen. Es fehlten Trompeten und Lobgesang im Volk, als der große Augenblick gekommen war. Die Gelehrten verpassten ausnahmslos dieses Ereignis, denn sie saßen lieber über den Schriften, als sich selbst auf die Suche zu begeben. Der Kaiser in Rom hatte weitaus wichtigere Pläne, als sich um Begebenheiten in einem kleinen Provinznest zu kümmern. Und Herodes, den man den Großen nannte, war in Wirklichkeit nur groß in seiner Ruhmsucht und panischen Angst vor Feinden, die ihm seinen Thron streitig machen wollten. Seiner Eifersucht fielen sogar seine Frau und drei seiner Söhne zum Opfer. Doch auch er konnte das Licht nicht aufhalten, auch wenn er es mit allen Mitteln versuchte.
Das Licht kam in unsere Welt, wurde Mensch aus Fleisch und Blut und lebte unter uns. Doch wir nahmen ihn nicht an und schlugen ihn mit unseren Sünden an ein Kreuz. Doch das Licht war nicht am Ende, auch wenn es für eine kurze Zeit scheinbar von der Dunkelheit verschluckt worden war. Nach drei Tagen strahlte es wieder hell auf, in der finstersten Nacht und zündete die Herzen von zwölf Jüngern und vielen anderen an, die es dann in alle Welt weiter trugen.
Schon kurze Zeit später zeigte sich, dass viele Menschen auf Werte bauten, die die Zeit nicht überdauern, im Gegensatz zum Licht, das ewig bleibt. Auch wenn Kaiser wie Nero, Domitian und Diokletian versuchten das Licht auszulöschen, konnte auch das Römische Reich es nicht besiegen und wurde selbst von einem Mächtigeren erobert. Das große Reich versank wie alle anderen zuvor im Sand der Vergangenheit und andere Völker und Menschen bestimmten von nun an den Lauf der Geschichte. Das Herrscherhaus von Herodes verlor einige Generationen später ihren Einfluss und ihre Macht, auch sie sind nicht mehr als eine Notiz in der Geschichte. Jerusalem wurde von den Römern zerstört, damit war der geistliche Mittelpunkt der Juden zu Sand und Staub geworden. Doch das alles konnte das Licht nicht beeindrucken. Es trotzte allen Kriegen, Verfolgungen, Tyranneien und fanatischen Ideen, die es niemals auslöschen konnten.
Es brennt weiter auch in der größten Dunkelheit und lässt uns an seiner Helligkeit und an seinen Farben erfreuen.
Alles was heute ist, wird ebenso im Sand der Geschichte verschwinden, ob Tyrannen, Politiker, Supermächte, Konzerne, Religionen und Ideologien. Nur das Licht wird niemals vergehen und die mit ihm leben, ebenso nicht. Der Stall von Bethlehem und das Kreuz sind eben keine Sagen und Legenden, sondern der Anfang eines neuen Morgens, der schon bald neu anbrechen wird. Das Warten wird lang, aber es wird sich lohnen, denn Jesus der Messias ist das Licht der Welt.