DNS Genealogie
Tatsächlich habe ich mich auf mittlerweile auf das spannende Feld der DNS-Genealogie eingelassen und dabei sind interessante Dinge zum Vorschein gekommen.
Das kam alles so:
Schon im März bin ich immer wieder auf Webseiten gestoßen, wo die DNS Genealogie angepriesen wurde. Besonders kam ich bei ancestry.com, wo ich einen Online-Stammbaum aufgestellt habe, mit der Firma Family Tree DNA aus den USA in Berührung. Ich las verschiedene Berichte von Personen, die an dem Test teilgenommen haben und wie ihnen die Ergebnisse weiterhalfen.
So fand ich auch das mennonitische Projekt, das mich besonders interessierte, weil die Vorfahren meines Vaters russlanddeutsche Mennoniten waren. Der Mitbegründer des Projekts, Glenn Penner aus Kanada, suchte noch nach freiwilligen, die daran teilnahmen. Das heißt DNS Genealogie ist nicht billig. Für einen Test der väterlichen Linie muss man mindestens 180 € bezahlen, wenn es sich lohnen soll. Glenn Penner interessierte sich jedoch insbesondere für den mennonitischen Familiennamen Penner, der auch der häufigste ist und schrieb in einem Forum, dass er notfalls auch die Kosten bezahlen würde, damit Leute mit diesem Namen daran teilnähmen. "Penner" ist meine väterliche Namenslinie, auch wenn ich anders heiße. Der Vater vererbt sein y Chromosom an den Sohn weiter und dieses ändert sich auch über viele Generationen nicht. So kann man Verwandtschaftsverhältnisse herausfinden. Ich kannte im Grunde genommen schon einige Ergebnisse von Leuten mit Namen "Penner", doch ich wollte wissen, ob ich wirklich mit den anderen verwandt war.
So schrieb ich Glenn Penner an und er bezahlte mir den Test, obwohl wir uns nie begegnet sind.
Die Ergebnisse sind geradezu erstaunlich. Folgende Fakten kamen heraus:
-ca. 30 "Penner" Testpersonen, außer einem, hatten die Haplogruppe E1b1b.
(Die Haplogruppe ist die Beschaffenheit des Y-Chromosoms, welche bei Menschen verschiedener Völker, aber auch innerhalb eines Volkes unterschiedlich ist.)
-Es waren also fast alle bis ca. 500 Jahre zurück miteinander verwandt.
- Die E1b1b
Haplogruppe ist eigentlich mediterran, die Herkunft der Mennoniten liegt aber in Holland, Deutschland und der Schweiz. Es muss also jemand aus Südeuropa nach Holland noch vor der sicher überlieferten Zeit ausgewandert sein.
Die Daten kann man nun so interpretieren:
Fest steht dass meine "Penner" Vorfahren in den letzten 100 Jahren von der Ukraine
nach Sibirien, dann nach Kasachstan
und schließlich nach Deutschland
zurückgekehrt sind.
Zwischen dem Zeitraum von 150 bis 200 Jahren kamen sie von Westpreußen
bei Danzig, damals Deutschland, heute Polen, in die Ukraine. Zwar reicht der Penner Stammbaum nicht mehr so weit, aber das ist zuverlässig überliefert, weil die Mennoniten von Westpreußen auswanderten, weil sie dort wegen ihres Glaubens Einschränkungen hinnehmen mussten.
Die Herkunft der Penners aus den Niederlanden
ist auch recht gut belegt, da vereinzelte Personen dieses Namens bekannt sind, die nach Westpreußen auswanderten. Den Namen gab es nur in den Niederlanden und aus dem Grenzgebiet zu Deutschland.
Die Daten scheinen hinzudeuten, dass fast alle einen Vorfahren besaßen. Möglicherweise war dies noch vor der Reformation. Zu dieser Zeit entstanden auch die Mennoniten, die sogenannten Wiedertäufer, weil sie die Kindertaufe nicht akzeptieren.
Soweit findet sich noch nichts ungewöhnliches. Tatsache ist jedoch, dass die DNS Ergebnisse zeigen, dass die den Penners am nächsten verwandten Europäer manche Spanier
oder spanischstämmige sind.
Wie lässt sich das erklären?
Die evangelische Niederlande
wurde von den katholischen Spaniern im Auftrag des deutschen Kaisers Karl besetzt. So könnte ein spanischer Söldner Vater meines Vorfahren gewesen sein. Oder aber es floh ein evangelischer Spanier, der in Spanien von der Katholischen Kirche verfolgt wurde, aus Glaubensgründen in die später freiere Niederlande.
Damit hört die Geschichte aber nicht auf, denn der E1b1b Stamm kommt ursprünglich nicht aus Europa sondern aus Nordafrika. Er tritt besonders bei den Berbern, einem Volksstamm in Marokko und anderen nordafrikanischen Ländern auf.
Es gibt folgende Erklärungsversuche:
-Spanien war lange Zeit von den muslimischen Mauren besetzt, die zum Teil auch Berber waren. So siedelten sich auch Berber in Spanien an. Einer von ihnen könnte, als die Berber wieder vertrieben wurden zum christlichen Glauben übergetreten sein.
-Es siedelten sich auch Juden in Spanien an, die später auch in die Niederlande vertrieben wurden. Jedoch ähnelt die "Penner" DNS eher den Nordafrikanern.
-Phönizier gründeten auch Kolonien in Spanien, möglicherweise auch Tarsis, wo der Prophet Jona hin fliehen wollte. Dieses Volk stammt aus dem heutigen Libanon.
Bei allen Überlegungen ist die erste Variante die wahrscheinlichste.
Inzwischen habe ich aus eigener Tasche auch meine mütterliche mtDNA testen lassen. Diese wird von der Mutter zu ihren Kindern vererbt, aber nur Töchter vererben sie weiter. Die weibliche Linie ist natürlich weniger präzise, da sich der Name der Frau normalerweise jede Generation ändert.
Mein Ergebnis ist die Haplogruppe I. Diese existiert häufig von den polnischen Küsten bis Schottland und soll zu den Ureinwohnern Europas, noch vor den Germanen, gehören. Das ist interessant, aber es hilft nicht viel weiter. Mein weibliche Stammmutter kann also im Gebiet Westpreußens, Hollands oder in Schottland gelebt haben. Ich gehe davon aus, dass es Westpreußen war, weil die DNS gewisse Ähnlichkeiten (wenn auch vage), mit einer Frau aus Schlesien (heute Polen) und einem polnischstämmigen Mann hat. Letztendlich wird aber die letzte Frage der Herkunft wohl nicht geklärt werden.
Folgende Haplogruppen kommen bei meinen Vorfahren vor:
Peter Penner (1855) E1b1b2
Heinrich Penner (1750-1790) E1b1b2
Jacob Janzen (1730) J2a1k
Heinrich Wiebe (1776) R1b1
David Doerksen (1740) G
Das mennonitische DNA Projekt
von Stefan Froehlich
Einleitung
Das Mennonitische DNA Projekt ist von Mennoniten gegruendet worden, deren Vorfahren aus der Niederlande, Nordwestdeutschland, Schweiz, Österreich, Süddeutschland und Westpreußen stammen. Die Mennoniten dürften zu 80% aus dem niederländisch-niederdeutschen Raum stammen, zu 10 % aus dem Schweizerisch-Süddeutschen Raum und zu 10 % aus Westpreußen. Das mennonitische Projekt legt den Schwerpunkt auf Angehörige der Täuferbewegung mennonitischer Prägung und geht daher nur dann auf andere Teile der Täuferbewegung ein (Schweiz, Süddeutschland/Tirol), wo es Überschneidungen gegeben hat. Das Projekt ist ein Teil eines größeren Wiedertäufer-Projektes. Dieses umfasst die meisten Gruppen, die aus der Taeuferbewegung entstammen, wie die Niederländisch-Niederdeutschen Mennoniten, die Schweizer Mennoniten, die Hutterer und die Amischen.
Ziele
A. Das Ziel der Forschung ist, mehr über die Herkunft der mennonitischen Familienamen herauszufinden. Wenn möglich, so soll eine Abstammung eines Familiennamens aus einer geografischen Region gefunden werden. Das ist deshalb wichtig, weil man so daraus schließen kann, ob der vermutete Ursprung des Familiennamens mit der tatsächlichen Abstammung aus einer europäischen Region übereinstimmt.
B. Ein weiterer Punkt ist die Frage, ob es mehr als einen Stammvater für einen beliebigen Familiennamen gegeben hat. Es gibt eine Reihe von Fällen, wo Personen mit demselben Nachnamen unabhängig voneinander der mennonitischen Gemeinschaft beitraten, ohne dass sie miteinander verwandt gewesen sind. Sie können sogar zu anderen Zeiten gelebt haben (vor 500 Jahren, vor 350 Jahren oder nur 200 Jahren). Bei Nachnamen, die sich von einem Vornamen ableiten (z.B. Peters, Siemens, Janzen) darf man in jedem Fall verschiedene Stammväter erwarten.
C. Weiterhin kann man eine direkte Verwandtschaft bestätigen oder ausschließen. Die Fragestellung lautet in diesem Fall zum Beispiel: Sind Heinrich Siemens und Jakob Siemens in direkter Linie miteinander verwandt oder nicht? Falls das nicht so ist, stammen sie von zwei nicht miteinander verwandten „Siemens-Familien“ ab.
Das geht jedoch nur mit männlichen Personen desselben Nachnamens, die in der Regel den Namen des Vaters weitervererben. Man kann mit dieser Methode nur einen Bruchteil über seine Vorfahren herausfinden. Vorfahren der Mutter, und der Oma väterlicherseits (Mutter des Vaters) scheiden dabei leider aus.
Testmöglichkeiten
Diese Fragestellungen lassen sich nur mit einem speziellen DNA-Test beantworten. Das ist ein Test, wo das Y-Chromosom entschlüsselt wird. Doch es gibt auch andere Testverfahren. Insgesamt sind es drei.
A) DNA des Y-Chromosoms
B) DNA der Mitochondrien
C) Autosomale DNA
- Y-Chromosomale DNA: An diesem Test können nur Männer teilnehmen, da nur sie ein Y-Chromosom besitzen. Frauen können jedoch ihre Brüder oder bestimmte andere Verwandte testen lassen. Diese Methode eignet sich dazu Nachnamen zu erforschen, denn es ist eine rein männliche Abstammungslinie
- Mitochondriale DNA: Dieses Testverfahren eignet sich für Frauen und Männer. Es ist eine rein weibliche Abstammungslinie. Eine Nachnamensforschung ist allerdings nicht möglich. Anders als die Y-Chromosomale und die autosomale DNA findet man diese Erbinformationen nicht im Zellkern sondern in einem anderen Teil der Zelle, den so genannten Mitochondrien.
- Autosomale DNA: Sie enthält fast das gesamte Erbgut des Menschen (im Zellkern) mit Ausnahme der Geschlechtschromosomen. Diese werden dabei nicht getestet. Der Test ist offen für Frauen und Männer. Es werden dabei alle Abstammungslinien getestet und nicht nur eine. Bis zu Cousins und Cousinen fünften Grades sollen Verwandtschaften präzise zu bestimmen sein. Bei weiter entfernten Verwandtschaften werden die Ergebnisse ungenau. Da man aber hier nicht eine bestimmte Abstammungslinie näher eingrenzen kann, gleichen die Ergebnisse einem Puzzlespiel. Viele Mennoniten stammen mehr als einmal von einem Vorfahren ab und sie sind damit mehr als einmal mit den anderen verwandt.
Testfirmen und Teilnahmemöglichkeiten
Wer mehr ueber dieses Projekt erfahren und teilnehmen möchte, kann sich unter der Internetadresse www.mennonitedna.com (Englisch) informieren.
Einen DNA Test bestellen kann man
a) kommerziell bei „Family Tree DNA“, Houston, USA (eine europäische Tochterfirma heißt „igenea“, Schweiz)
b) kommerziell bei „23andme“ in den USA
c) oder kostenlos bei der Sorenson Molecular Genetics Foundation. Inzwischen werden dort aber kaum noch neue Testergebnisse ausgewertet.
Bevor man aber einen Test bestellt, sollte man den Gruppenkoordinator Glenn Penner (gpenner@uoguelph.ca) oder Tim Janzen (tjanzen@comcast.net) (beide auf Englisch) informieren.
Die Kosten für den Test muss man selbst übernehmen. Zuerst bestellt man selbstständig ein Testkit bei einer dieser Firmen. Dieses Testkit bekommt man nach Hause geschickt und kann dann nach (englischer) Anleitung diesen Test selbst durchfuhren. Mit einem kleinen Schaber werden Zellen von der Mundschleimhaut entfernt und in einer Lösung konserviert. Dieses Testkit sendet man zurück und es wird dann in einem Labor untersucht. Man bekommt einen Zugang zu der jeweiligen Internetseite der DNA-Testfirma, wo man später die Ergebnisse auf einem passwortgeschützten Account abrufen kann. Sind die Ergebnisse nun vollständig entschlüsselt, sollte man dann entweder bei „Familiy Tree DNA“ oder auch bei „23 and me“ der jeweiligen Projektseite des Mennonitischen DNA-Projektes beitreten. Erst ab dann kommt das Mennonitische Projekt ins Spiel. So ist ein Vergleich mit anderen möglich und die Gruppenkoordinatoren können diese in ihre Forschungen einbeziehen.
Glenn Penner hat vor einiger Zeit Personen mit Namen „Penner“ solche DNA-Tests bezahlt, weil die genetische Verwandtschaftsbestimmung der Penners schwierig ist. Doch inzwischen sind über 47 Personen des Namens getestet worden. Noch immer ist es wichtig, dass neue Personen sich testen lassen. Doch jeder der teilnehmen möchte, muss selbst die Kosten übernehmen.
Wer kein Englisch beherrscht, kann auch an mich (Stefan Froehlich (steve.fr@gmx.de) schreiben, damit ich einen Kontakt herstelle. Doch ich bin auch nur ein einfacher Gruppenteilnehmer wie jeder andere und kein Koordinator. Ich habe mich aber eng mit dem Thema beschäftigt und bereits mehrere dieser Testverfahren ausprobiert.
Neue Ergebnisse:
Ein DNA-Test (Y-Chromosom) konnte einen über 500 Jahre alten Stammbaum der Defehrs/ Fehrs bestätigen. Es war möglich Nachkommen einer Linie, die in den Niederlanden geblieben war, zu finden und zu testen. Die Ergebnisse stimmen mit der Linie, die nach Westpreußen ging, überein. Damit ist zum ersten Mal ein so alter Stammbaum bewiesen worden.
Jedoch existiert eine noch weiter zurückliegende Verwandtschaft bei dem Namen Koop, ohne dass jedoch ein ununterbrochener Stammbaum vorliegt. Die Koops stimmen ziemlich genau mit dem Ergebnis eines Nachfahren von Henry Cobbe (1238-1310) aus England überein. Das könnte bedeuten, dass die Koops ürsprunglich aus England kamen (bevor sie in die Niederlande migrierten). Man beachte auch die Ähnlichkeit der Nachnamen. Die Verwandtschaft reicht dann 700 Jahre zurück.
Bei einem Test der autosomalen DNA (enthält fast alles Erbgut) wurde die überwiegend westeuropäische Abstammung aller mennonitischer Testpersonen bestätigt. Der Anteil ihres westeuropäischen Erbguts liegt bei ca. 95 bis 100 %. Bei einigen (aber nicht allen) Personen konnten Spuren jüdischen Erbgutes gefunden werden. Der Anteil liegt bei einigen Personen zwischen 1 und 4,5 Prozent. Rechnet man zurück, könnte dies auf einen jüdischen Vorfahren um ca. 1750 in Westpreußen hindeuten.
Auswertungen und weitere Informationen
Die nächsten Abschnitte beschäftigen sich noch genauer mit dem Thema. Sie sollen einige Fragen zum besseren Verständnis beantworten.
Beispielsweise,
A) Allgemeine Vererbung des Menschen
B) Vererbungsregeln der Y-Chromosomalen DNA, der mitochondrialen DNA und der autosomalen DNA
C) Grundsätzliches zur DNA-Analyse
D) Genetische Übereinstimmungen von Trägern mennonitischer Nachnamen mit Menschen aus verschiedenen europäischen Regionen
E) Spuren verschiedener Völker im Erbgut von Mennoniten
Die einzelnen Abschnitte können zum Verständnis sehr hilfreich sein. Dennoch ist es nicht unbedingt nötig alles zu lesen. Jeder kann die jeweiligen Abschnitte lesen, die ihn besonders interessieren.
Die DNA des Menschen
Die DNA eines Menschen stammt von sehr vielen seiner Vorfahren. Nicht von allen bleiben Spuren enthalten, weil mit jeder neuen Generation etwas Altes wegfällt. Dafür kommt aber etwas Neues aus einer anderen Richtung dazu. Man kann unter Umständen von einer unbekannten Person aus einer Nebenlinie mehr bekommen, als aus einer direkten väterlichen Linie.
Viele stellen sich natürlich die Frage, von welchem Vorfahren sie ein bestimmtes Merkmal (z.B. die Haarfarbe) geerbt haben. Das lässt sich aber mit der DNA-Methode nicht klären. Nur ein Bruchteil des genetischen Codes eines Menschen beschäftigt sich überhaupt mit dem Aussehen. 99,99% des Erbguts ist bei allen Menschen auf der Welt gleich. Von dem übrig gebliebenen beschäftigt sich der Großteil mit Dingen, die wir ohnehin nicht sehen können, wie z.B. der Blutgruppe. Die meisten Funktionen davon sind noch immer unerforscht. Nur ein winziger Bruchteil eines winzigen Bruchteils beschäftigt sich mit Haarfarben, der Hautfarbe und dem Aussehen insgesamt. Und diese Merkmale sitzen an verschiedenen Stellen des Erbguts und werden jedes mal wieder neu gemischt, so dass jeder von allem ein wenig erhält. Und dennoch sehen sich Familienmitglieder ähnlich, oft über die eine oder andere Generation hinaus.
Der genetische Code wird mit vier Buchstaben geschrieben: A, C, G und T. Das sind die chemischen Botenstoffe Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin. Es sind nur vier Buchstaben die in einer langen Kette stehen, aber diese wiederholen sich milliardenfach hintereinander. Darin sind alle Erbinformationen gespeichert.
Namensforschung und DNA-Analyse
Was kann die DNA Analyse im Gegensatz zur Nachnamensforschung denn leisten?
Die Nachnamensforschung konzentriert sich darauf einen Nachnamen einer bestimmten Region zuzuordnen, wo dieser überdurchschnittlich auftritt oder auch entstanden sein könnte. Manchmal entstammen Nachnamen einem Dialekt, dem man eine bestimmte Herkunft nachweisen kann. Das ist beim Namen Wiebe der Fall, der eindeutig aus Friesland stammt (weil nur dort Wiebe ein Vorname ist). Doch viele Fragen bleiben dabei offen. Die Herkunft des Nachnamens kann oft nur die Frage beantworten, wo sich der namensgebende Vorfahre aufhielt, als er seinen festen Nachnamen bekam.Diese Forschung kann jedoch nicht klären, wie lange der Vorfahre bereits an diesem Ort lebte. Vielleicht kam der Vorfahre gar nicht ursprünglich aus diesem Ort, sondern von viel weiter weg, wo seine Sippe wiederum vielleicht 500 Jahre gelebt hat. Dieser Vorfahre hielt sich möglicherweise nur kurz an diesem Ort auf, doch der Nachname blieb aus dieser Zeit erhalten. Die Namensforschung kann auch nicht die Frage beantworten, wie oft der Name unabhängig voneinander entstand und genauso wenig, ob zwei Namen aus ganz unterschiedlichen, weit entfernten Regionen herkamen.
Ein DNA Test ist da viel präziser. Er kann Verwandtschaften definitiv eingrenzen oder ausschließen. Unter Umständen kann eine Abstammung aus einer bestimmten Region nachgewiesen werden. Es ist also eine wichtige Ergänzung zur Nachnamensforschung. Aber auch bei der DNA-Analyse ist nicht alles nachweisbar. Es ist möglich, den Weg der Vorfahren über verschiedene Zwischenstationen zu verfolgen, von denen man früher nie etwas gewusst hat. Aber das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Es müssen bei der jeweiligen Zwischenstation Verwandte zurückgeblieben sein. Zudem ist man darauf angewiesen, dass einer ihrer Nachfahren einen solchen Test bereits mitgemacht hat und in einer Datenbank aufgeführt wird. Je länger sich die Vorfahren an einem einzigen Ort aufgehalten haben, desto wahrscheinlicher haben sie dort Spuren hinterlassen. Kurzzeitige Aufenthalte lassen sich schwieriger nachweisen. Aber oft gelingt auch das.
Die meisten Informationen der DNA-Analyse reichen über den kleinen Rahmen von 500 Jahren hinaus. Lange vor der Zeit, wo es feste Nachnamen gab, und über die Zeit, wo die Täuferbewegung entstand. Die Täuferbewegung nach mennonitischer Prägung war ja für die mennonitischen Nachnamens-Stammväter das einigende Band, das sie zusammengehalten hat auf allen späteren Wanderungen über mehrere Kontinente hinweg. Vorfahren, die vor über 500 Jahren gelebt haben, hatten dieses einigende Band nicht. Daher würden Informationen über diesen Zeitraum hinaus das „Mennonitische DNA-Projekt“ sprengen. Dennoch sind diese Erkenntnisse hochinteressant. Die 500 Jahre liefern wichtige Informationen über die Wanderungsbewegungen der Mennoniten. Alles was darüber hinausreicht liefert wichtige Informationen über Wanderungsbewegungen der Menschheit. Da dies jedoch den Rahmen übersteigt, kann ich später nur kurz darauf eingehen.
Grundsätzliches zur DNA-Analyse
Jede einzelne Körperzelle eines Menschen enthält den Bauplan seines gesamten Körpers. Die Erbinformationen werden in der so genannten DNA gespeichert. Die wiederum verteilt sich auf 46 Chromosomen und diese sind Träger der Erbinformation in Form von verschiedenen Genen. Davon vererben sich 44 Chromosomen nach dem Mischprinzip auf normalem Wege von Vater und Mutter. Man nennt diese Erbinformationen “autosomale DNA“. Zwei Chromosomen, die ein Mensch besitzt, sind dagegen Geschlechtschromosomen und vererben sich nach ihrem eigenen Prinzip. Das entscheidet darüber, ob eine Person männlich und weiblich geboren wird. Doch dazu später. Jedes Kind also bekommt sein Erbgut (der autosomalen DNA) von seinem Vater und seiner Mutter vererbt. Dieses mischt und kombiniert sich jedoch bei jedem weiteren Kind dieses Paares neu. Das bedeutet, dass das Erbgut von Geschwistern viele Gemeinsamkeiten aufweist, aber auch Unterschiede, da niemand alles von seinen Eltern bekommen kann. Für die Vorstellung eignet sich das 50:50 Prinzip ganz gut. Das bedeutet, dass jeder eine Hälfte vom Vater und die andere Hälfte von der Mutter vererbt bekommt. Das wird zwar in Wirklichkeit nie ganz erreicht, aber zur Anschauung hilft es weiter.
Dennoch bekommt niemand ein vollständiges Chromosom seiner Eltern vererbt (mit einer Ausnahme, aber davon später). An einer Stelle im Erbgut befindet sich ein längeres DNA-Bruchstück von der Mutter, aber dazwischen wird ein Bruchstück des Vaters eingefügt. So besteht die DNA aus verschiedenen Bruchstücken, die unterschiedlich wieder neu zusammengefügt werden. Es gibt längere oder kürzere Stücke. Manche stammen von der Oma mütterlicherseits, andere von dem Opa. Wieder andere von der Oma väterlicherseits und wieder andere von dem Opa. Jede Generation wird also alles wieder neu kombiniert. Es bleibt auf längerer Sicht nichts wie es war. Eine berechenbare Methode, wer was von wem bekommt, gibt es nicht.
Die autosomale DNA
ist für eine weiter zurückliegende Verwandtschaftsbestimmung leider nicht besonders geeignet, weil sie mit fortlaufender Dauer unpräzise wird. Genetische Cousins, mit denen ich von einem gemeinsamen Vorfahren vor 5 Generationen abstamme, lassen sich noch relativ sicher bestimmen. Aber dann wird es schwierig. Da niemand von jedem Vorfahren gleich viel erhält, kann ein Mensch mit einem näheren Verwandten weniger Gemeinsamkeiten aufweisen als mit einem weiter entfernten. Auch müsste die Testperson nicht nur sich selbst, sondern jeden seiner Eltern (alternativ seine Geschwister) testen lassen, um etwas Brauchbares zu erfahren. Doch es gibt noch einen anderen Weg. Es gibt Teile unseres Erbgutes, die sich nach ihren eigenen Regeln vererben.
Die Geschlechtschromosomen
Die beiden Geschlechtschromosomen vererben sich nicht nach diesen Prinzipien. Denn diese Chromosomen werden vollständig von Vater und Mutter an ihre Kinder weitergegeben. Das jeweils eine stammt von der Mutter und das andere vom Vater. Das ist definitiv sicher. Beide Eltern zusammen haben vier Geschlechtschromosomen zur Verfügung, die sie an ihre Kinder weitergeben können. Die Mutter hat zwei X-Chromosomen, der Vater dagegen hat sowohl ein Y-Chromosom als auch ein X-Chromosom. Doch jedes Kind kann nur zwei davon bekommen. Derjenige, der das Y-Chromosom von seinem Vater bekommt, wird als Junge geboren. Wer das (einzige) X-Chromosom des Vaters bekommt und ein beliebiges X-Chromosom der Mutter wird als Mädchen geboren. Es gilt also folgende Regel: Alle Söhne eines Vaters haben immer dasselbe Y-Chromosom. Man kann ein konkretes Chromosom automatisch einem Elternteil zuordnen.
Bei den Töchtern ist das nicht so eindeutig. Man kann nämlich nicht aufgrund der Position der beiden X-Chromosomen schließen, ob diese vom Vater oder von der Mutter stammen. Es wäre dann nicht nur notwendig beide Geschlechtschromosomen einer Testperson zu testen, sondern man müsste das auch bei den Eltern dieser Person vornehmen. Das ist allerdings zu aufwändig und es gibt dafür einen einfacheren Weg.
Das Y-Chromosom
Doch zurück zum Y-Chromosom. Bei der genetischen Ahnenforschung wird für Männer ein DNA-Test für das Y-Chromosom angeboten. Da dieses von Generation zu Generation vom Vater zu den Söhnen (fast) unverändert weitergegeben wird, eignet es sich sehr gut um Verwandte zu finden. Aber es bezieht sich ausschließlich auf Männer der direkten väterlichen Linie. Andere Verwandtschaftslinien können mit diesem Test nicht nachgewiesen werden. Immerhin kann man so die Namenslinie testen lassen, denn der Nachname wird in der Regel auch vom Vater zu den Söhnen und über deren direkte männliche Nachkommen weitervererbt.
Da bei dem Y-Chromosom kein Erbgut der Mutter dazukommen kann und auch nichts wegfallen kann, bleibt es nahezu unverändert. Doch durchschnittlich alle vier Generationen geschieht eine Mutation, also ein Kopierfehler. Ich kann davon ausgehen dass irgendwo zwischen meinem Urgroßvater und mir ein Kopierfehler geschehen sein muss. Das könnte auch bei mir gewesen sein, aber eher liegt das etwas weiter zurück. Diese Angaben sind nur Durchschnittswerte. Es sind jedoch bei einem Kopierfehler nicht alle Arten an Änderung möglich. Bei der DNA-Analyse werden verschiedene so genannte Marker im Erbgut untersucht, deren Werte als Zahlen ausgeschrieben werden. Stimmen alle Zahlen überein, dann ist man mit einer Person sehr nah verwandt. Geschieht ein Kopierfehler ändert sich der Wert eines Markers z.B. von 30 zu 31 oder von 30 zu 29. Größere Sprünge sind nicht möglich und Änderungen gibt es nur alle 4 Generationen. So kann man also ungefähr ausrechnen, wie nah man mit einer Person desselben Namens verwandt ist. Oder ob man gar nicht mit ihr verwandt ist (zumindest in dem Zeitraum, seitdem es Nachnamen gibt, vor ca. 500 Jahren). Das ist wichtig, wenn man wissen möchte, wie viele verschiedene Stammväter ein mennonitischer Name hatte.
Wenn (nur als Beispiel) zwei Personen Siemens heißen und einen gemeinsamen Vorfahren vor 1500 Jahren hatten, dann hilft das kaum weiter. Sie können keinen gemeinsamen Stammvater dieses Namens gehabt haben, denn vor 1500 Jahren gab es noch keine Nachnamen. Beide Namen wären also unabhängig voneinander entstanden.
Die mitochondriale DNA
Nun zu dem DNA-Test, der eine spezifisch mütterliche DNA untersucht. Diese DNA nimmt bei der Vererbung einen ganz anderen Weg. Es handelt sich dabei um die DNA der Mitochondrien (kurz mtDNA). Was es damit auf sich hat, darauf werde ich gleich noch zurückkommen. Zuerst geht es mir um die Vererbungsregel. Diese so genannte mt-DNA wird von der Mutter auf die Töchter übertragen, die sie dann über ihre Töchter weitervererben können. Männer können genetisch gesehen nichts dazu beitragen. Es ist also ungefähr so, wie es bei den Männern mit der DNA des Y-Chromosoms ist. Doch es gibt eine Ausnahme. Nicht nur die Töchter sondern auch die Söhne bekommen die mt-DNA ihrer Mutter. Doch die Söhne sind eine Sackgasse, weil sie diese nicht weitererben können. Denn sollten die Söhne heiraten und später Kinder haben, dann werden diese die mt-DNA der Ehefrau bekommen.
Die weibliche Vererbungslinie kann man sich als Stammbaumkette vorstellen, in der nur Frauen vorkommen. Bei Frauen kann die Kette durch ihre Töchter weiterlaufen. Männer sind Endpunkt und Sackgasse dieser Kette, in der sonst ausschließlich Frauen vorkommen.
Für die Erforschung von Nachnamen ist dieser Test leider wenig geeignet. Denn bei den Frauen ändert sich in der Regel jede weitere Generation der Nachname. Deshalb reißen diese schriftlichen Stammbäume meist recht schnell ab, weil die Namen von Frauen seltener überliefert wurden. Außerdem kann man (anders als bei der Namenslinie) nicht dadurch, dass man denselben Nachnamen trägt, auf eine Verwandtschaft schließen. Erbänderungen (Kopierfehler) geschehen auch hier, aber seltener. Daher kann man mit einer Person, die ein identisches Ergebnis hat, eine Vorfahrin vor 50 Jahren, vor 500 Jahren oder vor 1500 Jahren gemeinsam haben. Alles was vor 200 Jahren in diesen Linien geschah, lässt sich aber kaum noch nachvollziehen. Den mt-DNATest können Frauen und Männer machen.
Was ist allerdings die mt-DNA und wo findet man sie? Man findet sie weder in den 44 Chromosomen und auch nicht in den beiden Geschlechtschromosomen. Doch wie ist das möglich? Denn die 46 Chromosomen enthalten eigentlich bereits das gesamte Erbgut eines Menschen (von Vater und Mutter durchmischt). Jede Körperzelle erhält eine Kopie dieser Informationen im Zellkern. Die Lösung klingt kurios. Denn es gibt noch einmal einen Teil in jeder Körperzelle (doch nicht im Zellkern), der seine eigene DNA (Erbgut) hat, die sich von dem gemeinsamen Erbgut von Mutter und Vater unterscheidet. Denn dieses Erbgut enthält ausschließlich das Erbgut der eigenen Mutter und zwar das vollständige Erbgut der Mutter. Es ist also möglich bei einem Kind das Erbgut seiner Mutter zu rekonstruieren. Doch wo genau sitzen diese Mitochondrien? Sie sind in jeder Körperzelle zu finden, denn die so genannten Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. Jede Zelle wird von einem Mitochondrium angetrieben und ohne dieses Kraftwerk kann keine Körperzelle überleben. Dieses Erbgut im Erbgut erfüllt also wichtige Funktionen.
Die Spuren welcher Völker finden sich im Erbgut der Mennoniten
Die Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Denn Länder, Völker und Grenzen sind niemals einheitliche Gebilde und haben sich immer wieder verschoben. Es gab also ständig Wanderungsbewegungen zwischen Regionen, Ländern und Kontinenten. Ursache dafür waren schon damals Handel, Kriege, Vertreibung, Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Diese Neuansiedler vermischten sich irgendwann mit der ursprünglichen Bevölkerung. Dadurch gab es einen ständigen genetischen Austausch. Die Mischung in den Städten und Ländern hat sich ständig geändert. Auch zur Zeit der Germanen und zur Zeit der Völkerwanderung ca. 600 nach Chr. gab es nie ein wirklich einheitliches Bild der einzelnen Stämme und Völker. Die Grenzziehung einer Abstammung von Kelten/Germanen oder Germanen/Slawen lässt sich nicht so ohne weiteres durchführen. Zwar gibt es trotz aller Verwandtschaft große Unterscheide zwischen diesen Urvölkern, dennoch kann man sie in bestimmten Bereichen nicht so genau auseinandertrennen. Der Rassismus irrt sich, wenn er von „rassisch reinen“ Völkern ausgeht. So etwas hat es niemals wirklich gegeben.
Es ist mitunter schwierig die Ergebnisse der Mennoniten bestimmten Völkern zuzuordnen. Doch das kann möglich werden, wenn die Ergebnisse der DNA-Analyse in kleinere Untergruppen aufgeteilt werden.
Die historische Situation vor ca. 500 Jahren bis vor ca. 150 Jahren
Die Mennoniten haben nie ganz abgeschottet gelebt. Es gab immer wieder Menschen mit anderen Glaubensüberzeugungen und anderer Herkunft, die dazu stießen. Die Niederlande befanden sich am Anfang eines Unabhängigkeitskrieges gegen die Spanier. Mit ihren Verbündeten, den Engländern, stiegen die Niederlande zu einer Seemacht auf. Sie schickten Entdecker bis in die Südsee aus.
Antwerpen in Flandern, wo ein wichtiger Teil der Mennoniten lebte, war damals eine Welthandelsstadt. Es gab Handelkontakte in alle wichtigen Orte nach Westpreußen, Skandinavien, Norddeutschland, England, Spanien bis hin in die Neue Welt (Amerika) und nach Indien. Dementsprechend lebten Kaufleute, Seeleute und Arbeiter aus den verschiedensten Ländern in solch bedeutenden Hafenstädten. Es gab ganze Handelskolonien, wo sich überwiegend Händler aus einem einzigen Land niedergelassen hatten. Oft kehrten diese ausländischen Händler nach einigen Jahren wieder in ihre Heimat zurück oder ließen sich in einer anderen Handelstadt in einem anderen Land nieder. Doch kam es immer wieder zu Heiraten zwischen Menschen verschiedenen Ursprungs. Andere blieben und gingen dann irgendwann ganz in der Stadtbevölkerung auf. Sie nahmen die Sprache der anderen Bewohner an und waren nicht mehr als Ausländer erkennbar. Ihre Nachfahren sind heute also z.B. Niederländer, Belgier, Deutsche, Schweden oder Polen.
Man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass sich auch bei den Mennoniten hin und wieder internationale Spuren aus dieser Zeit finden lassen. Möglicherweise fanden diese Ereignisse jedoch statt, bevor ein direkter Vorfahre der mennonitischen Nachnamen den Mennoniten beitrat. Was für Antwerpen galt, galt auch für Amsterdam, Hamburg, Lübeck und Danzig. Auch diese Städte waren international. Ich will nun einige Beispiele für ausländische Handelskolonien nennen.
- Die Spanier waren Besatzungsmacht in den Niederlanden. Es gab dort also auch spanische Soldaten, Händler, Beamte und Kirchenleute. Diese waren dort natürlich sehr verhasst. Während des Krieges wurden noch mehr Soldaten dort hin verlegt. Die Niederländer konnten in den 80 Jahren des Krieges ihre Unabhängigkeit ertrotzen. Sie verloren aber Antwerpen (das zerstört wurde) und einen Teil des Landes. Dieses blieb noch über viele Jahrzehnte hinweg als „Spanische Niederlande“ bestehen und ist heute zu „Belgien“ geworden. Doch vor der Zerstörung kamen in Antwerpen auch protestantische Glaubensflüchtlinge aus Spanien und sephardische Juden auf der Flucht vor der Spanischen Inquisition unter.
- In der niederländischen Stadt Veere, Provinz Seeland, befand sich eine schottische Handelskolonie. 2000 der 6000 Einwohner der Stadt waren keine Niederländer sondern Schotten. Sie verwalteten die Geschäfte ihrer Landsleute aus der Heimat. Der mennonitische Name „Defehr“ stammt aus diesem Ort.
- Der englische Bibelübersetzer William Tyndale kam in der Stadt Antwerpen in einer englischen Handelskolonie unter und konnte sich dort jahrelang vor seinen Häschern verstecken. Seine Bibelübersetzung ins Englische entstand größtenteils im heutigen Belgien.
- Die Gebiete in Westpreußen, Ostpreußen und dem Baltikum wurden von zurückgekehrten deutschen Kreuzrittern erobert und missioniert. Im Zuge dieser Bewegung ließen sich viele deutsche Händler und Handwerker dort nieder. Es entstanden trotz aller Unterschiedlichkeit Siedlungen und Handelsplätze, wo Deutsche und teils noch heidnische, teils schon christianisierte Slawen nebeneinander lebten. In dieser langen gemeinsamen (aber nicht unbelasteten) Geschichte kam es gelegentlich zu Vermischungen. Bei Mennoniten, die von einheimischen West- oder Ostpreußen abstammen, kommen solche Überschneidungen häufiger vor.
- Französische Hugenotten siedelten sich auch in Westpreußen an. In Danzig gab es einen Stadtteil „Alt-Schottland“, der tatsächlich auch von Schotten gegründet wurde. Eine schottische Adelfamilie wurde in den deutschen Adel aufgenommen. In Danzig gab es englische Geschäfte. Durch Kriege und Handel kamen auch Schweden, Dänen und Russen. Auch aschkenasische Juden siedelten in Polen in der ein oder anderen Stadt.
- Während der Reformation entstanden außerhalb der Volkskirchen auch noch viele andere Bewegungen. Die Täuferbewegung in verschiedenen Ausprägungen ist ein Beispiel dafür. Doch es gab noch weitere, die zum Teil deutlich andere Akzente setzten. Diese kleinen Bewegungen waren jedoch alle massiven Verfolgungen ausgesetzt. Einige wurden mit Gewalt vernichtet oder kehrten zu ihrem ursprünglichen Glauben zurück. Andere begaben sich auf Wanderschaft quer durch Europa, immer auf der Suche nach „kleinen Inseln“, wo sie ihren Glauben relativ frei leben konnten. Doch diese „Inseln“ gingen oft irgendwann unter und die Wanderschaft begann wieder neu. Die Wanderungen führten nicht nur in eine bestimmte Himmelsrichtung statt, sondern erfolgten wie bei einem Zickzackkurs. So kamen aber auch Menschen aus verschiedenen Gegenden zusammen. In Westpreußen, wo sie relativ sicher waren, schlossen sie sich oft größeren Gruppierungen, mit ähnlichen Schwerpunkten an. So gingen auch eine Reihe Menschen aus anderen kleinen reformatorischen Gruppen in den Mennoniten auf. Diese Menschen kamen jedoch nie auf dem direkten Wege nach Westpreußen, sondern über viele kleine Zwischenstationen. So kamen auch im Bereich der Täuferbewegung Schweizer und Österreicher über Böhmen, Mähren, Ungarn, Rumänien nach Westpreußen. Auch verschiedene Regionen Deutschlands waren dort vertreten. So werden wohl auch einige Menschen mit Wurzeln aus diesen Ländern bei den Mennoniten angekommen sein.
Regionale Abstammung
Die DNA-Ergebnisse von Mennoniten wurden auch mit Menschen aus verschiedenen Regionen Europas verglichen.
Friesisch:
Abraham, Eitzen (1 von 2), Flaming, Martens (1 von 5), Peters (2 von 13), Quiring
Friesisch Typ 2:
Löwen, Wiebe
Friesisch Typ 3:
Adrian (2 von 4), Krahn, Vogt
Friesisch Typ 4:
Schroeder (5 von 8), Warkentin, Wiehler (1 von 5)
Dieses Muster kommt in Friesland (sowohl West als auch Ost) am häufigsten vor. Es kommen jedoch auch benachbarte Regionen der Niederlande, Deutschlands und auch Flanderns als Ursprung des Familiennamens in Frage.
Nord/Süd:
Dyck, Goossen
Die Dycks und Goossens haben ein Verbreitungsmuster, das der Forscher Ken Nordtveld als „Nord/Süd“ einteilt. Das bedeutet, dass dieses Muster von Spanien über Frankreich bis Großbritannien vorkommt.
Atlantik Modal:
Isaak, Peters (6 von 13), Wiehler (5 von 6), Zacharias
Diese Personen haben ein Verbreitungsmuster, das der Forscher Ken Nordtveld als „Atlantik Modal“ einteilt. Das bedeutet, dass dieses Muster vor allem in Ländern, die an den Atlantik angrenzen, Verbreitung gefunden hat.
Osteuropa: Thiessen (1 von 8)
Universell:
Froese, Riediger, Schellenberg, Toews (3 von 5)
Diese Personen haben ein Verbreitungsmuster, das der Forscher Ken Nordtveld als „Universell“ einteilt. Das bedeutet, dass dieses Muster in ganz Europa Verbreitung gefunden hat.
Norwegisch:
Schroeder (2 von 8)
Angelsächsisch:
Friesen/von Riesen (29 von 31), Harder
Angelsächsisch Typ 1:
Fehr/ Defehr, Thiessen (7 von 8)
Angelsächsisch Typ 5:
Neufeld
Angelsächsisch Typ 7:
Wall, Epp (1 von 5)
Die Angelsachsen stammten aus dem deutsch-dänischen Grenzraum, bevor ein großer Teil von ihnen England eroberte und besiedelte. Dennoch wanderten niemals alle von ihnen aus. Ihre Spuren finden sich noch immer in Dänemark, Norddeutschland, Niederlande und Belgien.
Kontinental 1:
Braun (9 von 11)
Die Gruppe der acht Personen hat ein Verbreitungsmuster, das der Forscher Ken Nordtveld als „Kontinental“ einteilt. Das bedeutet, dass dieses Muster flächendeckend auf dem europäischen Festland vorkommt.
Wurzel 3:
Wiens (6 von 8)
Haplogruppen
Um Erkenntnisse über die verschiedensten Völker und Gruppen zu bekommen, haben Wissenschaftler diese in gewisse genetische Verwandtschaftsgruppen zusammengefasst. Alle Völker und Länder sind gut durchgemischt. Ich kann hier leider nicht im Einzelnen erklären, was Haplogruppen sind. Doch das ist bei Wikipedia nachzulesen.
R1a: Andres, Bahnman, Bartel (2 von 4), Becker, Boschmann, Buhler, Friesen (1 von 31), Gerbrandt, Guenther, Hiebert (1 von 16), Janzen (1 von 21), Just, Krause, Martens (1 von 5), Nachtigal, Nickel (3 von 4), Pankratz, Paetkau, Ratzlaff (2 von 3), Regier, Rempel, Schroeder (2 von 8), Wedel
R1b: Abraham, Adrian, Bartel (2 von 4), Bartsch, Bergen, Braun (1 von 11), Buller, Cornelsen, Doerksen (2 von 9), Dyck, Eitzen (1 von 2), Enns (11 von 12), Epp (4 von 5), Esau, Flaming, Froese, Funk (4 von 5), Geddert, Goertzen (8 von 10), Goossen, Groening (1 von 2), Hamm, Hein, Hiebert (11 von 16), Isaak, Janzen (4 von 21), Jost, Klassen (4 von 23), Kliewer, Klippenstein, Koehn, Krahn, Kroeker, Löwen, Martens (2 von 5), Nickel (1 von 4), Pauls (1 von 2), Penner (2 von 51), Peters (12 von 13), Poetker, Quiring, Ratzlaff (1 von 3), Reimer (8 von 9), Riediger, Rogalsky,
Schellenberg, Schmidt, Schroeder (6 von 8), Thiessen (1 von 8), Toews (4 von 5), Unger, Unruh, Vogt, Warkentin, Wiebe, Wiehler, Wiens (2 von 8), Zacharias
I1: Born, Braun (1 von 11), Bueckert, Driedger, Epp (1 von 5), Fehr (de Fehr), Friesen und von Riesen (29 von 31), Giesbrecht, Goertzen/Goertz: (1 von 10), Harder, Hildebrand, Janzen (1 von 21), Kehler (1 von 2), Koop, Neufeld, Olfert, Penner (1 von 51), Reimer (1 von 9), Siemens (4 von 7), Thiessen (7 von 8), Wall
I2:
Berg, Braun (9 von 11), Funk (1 von 5), Goertzen (1 von 10), Klassen (1 von 23), Martens (1 von 5), Peters (1 von 13), Sawatzky, Siemens (3 von 7), Toews (1 von 5), Voth, Wiens (6 von 8)
E1b:
Eitzen (1 von 2), Enns (1 von 12), Heinrichs, Hoeppner, Hiebert (1 von 16), Klassen (18 von 23), Martens (1 von 5), Penner (47 von 51), Rahn (1 von 2)
J1:
Rosenfeld
J2:
Friesen (1 von 31), Janzen (11 von 21), Sudermann
G:
Doerksen (7 von 9), Fast, Kehler (1 von 2), Rahn (1 von 2), Redekopp
Q:
Tjart
N:
Groening (1 von 2)
T1:
Penner (1 von 51)
Wo kommen die Haplogruppen von Mennoniten noch vor?
R1a: Osteuropa (Slawen), Skandinavien (Schweden, Norweger, Dänen z.B. Wikinger), teilweise in Indien und im Iran bei Indogermanen
R1b: Westeuropa (Kelten und Germanen z.B. Angelsachsen, Friesen), Nord- und Südeuropa,
I1: Nordeuropa, Skandinavien (z.B. Wikinger oder Angelsachsen), Norddeutschland, Niederlande
I2: Südosteuropa, Balkan, z.B. Bosnien-Herzegowina, italienische Mittelmeerinsel Sardinien
E1b: Nordafrika (z.B. Berber), Libanon (Phönizier), Naher Osten. In Europa häufiger in Spanien und auf dem Balkan
J1: Juden, Araber, Iraker, Iraner, Syrer, Semitische Völker, Menschen aus dem Nahen Osten
J2: Juden, Araber, Iraker, Iraner, Syrer, Semitische Völker, Menschen aus dem Nahen Osten
G: Völker aus dem Kaukasus (z.B. Armenier, Georgier), in Europa häufiger in der Schweiz und in den Niederlanden
Q: Indianer in Nord- und Südamerika, verschiedene sibirische Völkerschaften in relativer Nähe zu Amerika und der Mongolei
N: Verbreitet in Asien und Europa, besonders unter Finnen. Sie ist eine Obergruppe von der R und Q abstammen.
T (bisher nur eine Person): Verbreitet in Ägypten und sonstiges Nordafrika, Syrien, Europa. Die Haplogruppe ist extrem selten.
Auswertungen und Ergebnisse des DNA-Projekts
Zur besseren Verständlichkeit sind hier einige Begriffe näher erklärt.
Stammvater
1. Ein Namens-Stammvater ist jemand, der als erster seines Nachnamens einer mennonitischen Gemeinschaft beitritt. Bleiben seine Nachfahren Mennoniten, werden sie ab diesem Zeitpunkt wohl an allen Wanderungen der Mennoniten teilnehmen.
2. Ein Namens-Stammvater ist jemand, der einen Nachnamen besitzt, den es unter Mennoniten bereits gibt, der aber mit den anderen nicht verwandt ist. Er wird zum Stammvater einer biologischen Sippe.
Nicht miteinander verwandt
Jeder der an diesem Test teilnimmt, gibt den Namen seines frühesten bekannten Vorfahrens an, von dem er den Nachnamen geerbt hat. Man gilt in diesem Sinne als nicht verwandt, wenn man in seinem schriftlichen Stammbaum nicht denselben bekannten Vorfahren wie jemand anders angeben kann.
Wichtig: Das bedeutet aber auch, wenn fünf Personen an dem Test teilnehmen, die denselben Vorfahren angeben, dass sie in der Auswertung nur als eine einzige Person aufgeführt werden. Die Zahlen in der Auswertung geben daher nicht automatisch alle Testpersonen an.
Schriftlicher Stammbaum und biologischer Stammbaum
In einigen Fällen stimmt der schriftliche Stammbaum einer Testperson nicht mit seinem biologischen Stammbaum überein. Dann ist eine Person in dem Stammbaum nicht der Sohn des angegebenen Vaters. In dem Projekt wurden einige dieser Fälle entdeckt. Ein Jakob Hiebert (geb. 1800) in der Kolonie Chortitza stimmt nicht mit den Ergebnissen anderer männlicher Verwandter (darunter sein Bruder, sein Onkel, seine Großonkeln) überein. Dafür ließ sich eine genetische Verwandtschaft zu Menschen mit dem Nachnamen Penner herstellen. Jakob Hieberts Vater war also kein Herr Hiebert, sondern ein Herr Penner. Das konnte durch den Test vieler Verwandter im Ausschlussverfahren überprüft werden. Solche Fälle kommen auch an anderer Stelle bei anderen Nachnamen vor.
Das kann bedeuten:
A. Das Kind war ein uneheliches Kind der Mutter
B. Das Kind stammt aus einer früheren Ehe der Mutter, die nicht aufgezeichnet wurde. Das scheidet aber im Fall von Jakob Hiebert aus.
C. Beide Elternteile sind nicht die biologischen Eltern des Kindes. Es wurde stattdessen adoptiert. Das war eine sehr häufige Praxis bei Mennoniten. Kinderheime gab es nicht. Kinder ohne Verwandte wurden weitervermittelt.
Abraham:
Drei nicht miteinander verwandte Personen dieses Namens wurden getestet. Mit Ausnahme weniger Mutationen (zufälliger Erbänderungen) stimmen die Ergebnisse überein. Das besagt, dass alle drei Familien von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.
Die Ergebnisse wurden auch mit Menschen aus verschiedenen Regionen Europas verglichen. Der Forscher Ken Nordtveld teilt dieses spezielle Verbreitungsmuster als „Friesisch“ ein.
Adrian: Es liegen die Ergebnisse von vier nicht miteinander verwandten Männern vor. Die ersten stammen von einem Franz Gerhard Adrian (geb. ca 1830) und einem Peter Dietrich Adrian (geb. 1781) ab und die anderen von einem Heinrich Jacob Adrian (geb. 1779) und einem Jakob Adrian (1849-1919) ab. Die Ergebnisse von den ersten beiden stimmen miteinander überein, und die zweiten ebenfalls untereinander. Aber die zwei Gruppen haben unterschiedliche Ergebnisse. Das bedeutet dass sie nicht von demselben Vorfahren abstammen. Es gab dann also entweder zwei verschiedene mennonitische Stammväter dieses Namens oder der Name wurde durch eine nicht biologische Vaterschaft (z.B. Adoption, uneheliches Kind der Mutter oder aus einer früheren Ehe stammend) weitergegeben.
Die Ergebnisse wurden auch mit Menschen aus verschiedenen Regionen Europas verglichen. Der erste Gruppe Adrian hat ein Verbreitungsmuster, das der Forscher Ken Nordtveld als „Friesisch Typ 3“ einteilt.
Andres/Andreas:
Zwei nicht miteinander verwandte Personen dieses Namens wurden getestet. Mit Ausnahme weniger Mutationen (zufälliger Erbänderungen) stimmen die Ergebnisse überein. Das besagt, dass alle zwei Personen von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.